Full text: Bauplatz und Werkstatt / Monats-Zeitschrift der Staatlichen Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1936, Bd. 31. Heft 1/2)

ainander im üblichen Abstand voneinander; die zweite: alle vier Häuser zu- 
sammengeschoben zu einem Großen; und die dritte Möglichkeit: die vier 
Häuser so vergrößert, eigentlich nur verlängert, daß nun alle vier das ge- 
samte Baugelände schön füllen. Wer dabei nur mit geometrischen Mitteln: Reiß- 
schiene, Winkel und Bleistift arbeitet, wird sich tatsächlich in diesen drei Mög- 
.ichkeiten erschöpfen. Man versuche aber einmal, diese Gestaltung nur mit dem 
Bleistift in der Hand zu machen. Und es wird sich sowohl in Anordnung als 
.n der Formgebung ganz anderes ergeben. Es wird nicht weniger schön und 
‚ichtig werden, als was bisher gelungen ist. Es wird sich höchstens folgende 
erfreuliche Tatsache herausstellen, daß nämlich Bauanordnungen, entstehen, 
die dem Willen des heutigen Menschen, seinen gefühlsmäßigen Forde- 
rungen und seinem Gemeinschaftssuchen entsprechen und die ferner - und 
eben das kann das Erstaunliche sein - eine große Ähnlichkeit aufweisen mit 
Anordnungen und Raumgestaltung früherer Zeiten. Auch Horizontal und Ver- 
:ikallagerung der Häuser wird dann ihren Ausgleich finden. Dabei soll absolut 
nichts gegen die überzeugend wirkenden zahlenmäßigen Aufstellungen hin- 
sichtlich verschiedenartigster Baubedürfnisse gesagt sein. Auch sie müssen sein 
ınd gehören zu den hauptsächlichsten realen Voraussegungen. Man müßte 
yerade in diesem Zusammenhang auch einmal das Folgende betrachten: das 
3auernhaus früherer Zeit, auf das heute ja immer hingewiesen wird, hat, wenn 
as auf Luft und Licht betrachtet wird, eine ganz andere Gestaltung, als man sich 
jemeinhin bewußt wird. Es dürfte einleuchten, daß Menschen, die ganze Tage 
draußen in der Natur zubringen, sich Räume schaffen, die nieder sind, die kleine 
Z7enster haben, in die durch die weit ausladenden Dächer kaum eine Sonne 
hereinscheinen kann. Dies nur als ein Beispiel, wie sich aus einer Lebenstätig- 
keit die ihr angepaßte und entsprechende Baugestaltung ergibt. Heute ver- 
binden sich in den meisten Fällen diese großen Probleme der Baugestaltung 
nit dem der Raumordnung. Sie werden ein einheitliches Ganzes bilden. Es ist 
arfreulich zu sehen, wie in dem angeführten Aufsatß gegen alles Front gemacht 
ınd Kampfstellung bezogen wird, das sich in unserer Zeit als der Egoismus der 
3auherren bekundet. Heute wird dies als Mangel an Gemeinschaftssinn be- 
rachtet. So trifft man erneut auf die Forderung, nach der Raumordnung aus dem 
Willen zum Gemeinschaftsleben und der Baugestaltung aus ihrer Gesinnung. 
Nach beidem werden sich die bisher geltenden und üblichen „Sagungen” richten 
müssen. Und mehr als je besteht heute die Notwendigkeit einer verständnis- 
vollen Einsicht in diese großen Neubildungen unseres Volkslebens, Es muß ein 
Verständnis vorhanden sein, daß dem sich Bildenwollenden Raum zum Werden 
jelassen wird und man sich nicht zu versteifen bemüht in einem rechthaberischen 
Aufrechterhalten alter Sagungen. Der erwachte Gemeinschaftswille in unserem 
Volke wird sich die Formen schaffen, die ihm entsprechen und es werden aus 
ihm alle die Änderungen fließen, die auch dem Äußeren eines Raumes sein 
Gesicht prägen werden. In diesem Sinne ist der Artikel von Architekt Daiber 
als unerläßliche Aufräumungsarbeit zu begrüßen. Dann werden sich auch seine 
Forderungen erfüllen, die er in einem Schlußabschnitt wie folgt zusammenfaßt : 
‚Wir können zwar alte Stadtbilder nicht wiederholen, wir können aber Bilder 
unserer Zeit schaffen, die den Geist und die Würze alter Stadtbaukunst tragen. 
Dazu gehört, daß wir Bebauungspläne und Anbauvorschriften mehr als bisher 
den heutigen Bedürfnissen anpassen, daß wir jede Möglichkeit, die das Programm 
and das Gelände bieten, ausnüßen und vielerlei Einzelheit bei der Durch- 
‘ührung mit liebevoller Hand betreuen. Dann wird auch eine neue Stadt fest mit 
dem Boden verwachsen und seine besondere Note tragen”. 
Von einer weiteren Seite ist hiemit dasselbe ausgesprochen, was hier versucht 
wurde, aus den Forderungen der Zeit heraus in Angriff zu nehmen. Die Raum- 
ardnung ist mit diesem Prinzip des Kreises als dem Urbild alles Gemeinschafts- 
bildenden umrissen worden. Und es wird sich in Zukunft an jedem weiteren 
Beispiel ganz offen zeigen, ob die Bestrebungen, der Wille unseres Volkes zur 
Volksgemeinschaft, ihrer Verwirklichung entgegen getragen werden. Wenn 
damit Grundideen für die Raumordnung, die Raumgestaltung ausgedrückt 
werden, so haben dem zwangsläufig weitere Erwägungen über die Stellung der 
Häuser zu einander, die Formgebung der Häuser usw, zu folgen. 
Fortsegung folgt
	        
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