Fenfters. Rembrandt füllt durch die Unterteilung künftlerifch den Fenfterraum: vier Unter»
:eilungen, die oben halbkreisförmig abfchließen, find in doppelter Linienführung neben-
»nander gelegt.
Beim Zufammentreffen zweier Bogen FKhiebt lich von oben jemeils eine ganz eigenartige
Form herein, die eine gemille Ahnlichkeit mit Fenfterformen hat, die aus anderer Zeit als
der des Rundbogenfenfters ftammen.
<ünltlerifch 1äßt lich dieles Fenfter der Studierktube des Fault etwa fo fallen: in dem Irdifkchen
Jas Auftreten von Formen, mie fie andermeitig beim Philofophen, beim Heiligen zu finden
ind, und wie Ne bei Betrachtung der römikchen Kulturzeit als Abbild des Himmels, oder
jes Geiltigen erkannt merden konnten. So tritt uns in dem Fauftbilde eine Feniterdar=
tellung entgegen, die das Geiftige im Irdifchen ausdrückt, - die damit folgerichtig zur
Darfteilung des Fauftes fimmt, der nach damaligem Gebrauche das Geiltige durch Be»
chmörung in die Erdenerkenntnis bannen mollte. Wir haben auch hier eine Fenfterform,
die in ihrer Formenfprache einen folgerichtigen Welensausdruck gibt und die von allen
Hier angeführten Bildern als die anfprechendfte gelten darf. Damit ift die Einbeziehung auch
dieler Abbildung gerechtfertigt. Sie eröffnet eine melentliche Sicht auf dem Wege: Formen
irfprünglich erfalfen zu lernen.
Der Zuflammenhang mit der foeben angeltellten Bildbetrachtung ergibt fich über die Form
bes Rundbogens, menn im Folgenden eine ganz andere Seite der Vermendung, nämlich
‚m romanifchen Bauftile, befprochen werden foll. Wir mählen als Bildbeilpiel die Vermen=
dung des Rundbogens im Kirchenbau der damaligen Zeit, im og. romanifchen Stile und
ringen die Abbildungen von St. Apollinare in Claflle (Ravenna).
Äier liegt gefchichtlich ein Punkt vor, der unferes Erachtens bisher nicht genügend beachtet
ınd gewürdigt morden if, und der die Hereinnahme der Rembrandt’Ichen Bilder auch von
Diefer Seite aus notrendig machte. Es mird im allgemeinen als Selbftverftändlichkeit hin=
z3enommen, daß das frühe Chriftentum in feine Formgeltaltung diefelbe Baugeltaltung über=
ı1ommen hat, mie fie das damals zerfallende und untergehende alte Rom für feine öffentlichen
3auten hatte. Eine Form, die repräfentativer Ausdruck eines ganzen Volkes für dellen
Sötter= und Cäfarenehrung mar, für einen Kultus, der uns heute in diefer Art nicht mehr
Abb. 35
St. Apollinare,
lavenna