Abb. 36
Seitenfchiff in der
Klofterkirche Alpirsbach
‚orftellbar ift, wird ebenfalls - und fogarumfallende - Ausdrucksform für eine neuerftehende
Welt= und Gottesanfchauung, die im Märkiten Gegenlaß zum untergehenden Römertum
tand. Selbft wenn man auf den Katakombenurfprung des Chriftentums und dieler chrilt=
ichen Vermendung der Rundform hinmeilt, mobei die Aushöhlungstechnik der Katakomben=
zänge und =nifchen die Geroölbeform verlangte, fo kommt man dennoch darauf, daß wenn
Ye Urfprünge beider fo verkchiedenen Götter= und Weltanfkhauungen nicht doch diefelben
vären, die gemeinlame Form niemals aufgetreten märe!
Ind dennoch kann ein himmelroeiter Unterfchied feltgelftellt werden, der eben darin liegt,
jaß das alte Rom fich in der göttlichen Verehrung des Cälaren felber als Götter=erfülltes
Volk fühlte, - das Chriltentum aber den Anbruch der neuen Zeit in der Menfkchrwerdung
yes einen Gottes, der aus den Himmeln in einem Menfchen Geftalt annahm, bekannte.
schon die Tatfache, daß die neue Zeitrechnung von nun ab ging, mweilt auf die grundlegende
Xuffallung hin, daß eine meltgefchichtliche Wende nach chriftlicher Anfehauung vorliege.
Jmfo mehr wundert man lich, daß für kultiiche Bauten, auch für die Chriftusbilder der
<atakomben, genau der Rundbogen vermendet wird, den die Römer, allo das untergehende
deidentum hatten. Das Chriftentum nahm aus den Katakomben den Rundbogen mit herauf
in die Zeiten feines Aufftieges und vermendete ihn
ıicht nur notgedrungen, fondern als künlftlerikch=
zultiiches Ausdrucksmittel. Man kann nicht den
Eindruck haben, als ob für den chriftlichen Kultbau
der Rundbogen nur dort verwendet wurde, Mo kon=
kruktiv keine andere Wahl blieb, fFondern daß er mit
dem fich ausbreitenden Chriftentume je länger je
mehr zu einem prägenden Beltandteil des chriftlichen
Bauftiles wurde. Er findet im Raume, in den Fenftern,
in Bilddarftellungen, die mit chriftlichem Kulte zu tun
5aben, Anmendung. Sowohl im Olten, wie im Welten,
‚m Norden und Süden tritt er überall in dem ange=
ührten Zuflammenhange auf. Unzählige Kirchen,
<löfter, Kapellen find aus diefer Formgebung geltaltet.
Man fpürt heute noch, mie ein empfindendes, füh=
‚endes Berwußtfein von der tiefen, zu Herzen gehenden
Wirkung diefer Bauform gemaltet haben muß. Dafür
mögen die folgenden Abbildungen Beilviele geben.
Abb. 37. St. Apollinare, Ravenna