Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Monats-Schrift der staatlichen Beratungsstelle für das Baugewerbe (1937 / Sonderdruck)

Adolf Loos, der große österreichische Handwerksförderer, dessen Weitblick 
sich immer wieder erweist, war zeitlebens ein Vorkämpfer des sparsamen Um- 
gehens mit Werkstoffen. Sein Feingefühl spürte die Wunder der Naturkräfte in 
jedem Stück Holz und Stein, Er hat die Notwendigkeit und Sparsamkeit und die 
Auswirkung der Verschwendung in packender Weise klargemacht, indem er 
zor vielen Jahren folgende sarkastische Betrachtung anstellte : 
Die Kunftgemerbler lagen: „Ein Konfument, der gezwungen ift, fich alle 
zehn Jahre einrichten zu laffen, ift uns lieber als einer, der fich einen 
Zegenftand erft dann kauft, menn der alte aufgebraucht ift. Die Indultrie 
aerlangt das. Millionen merden durch den rafchen Wechfel befchäftigt.” 
Wie oft hört man beim Ausbruch eines Brandes die Worte: „Gott ei 
Dank, jest haben die Leute mieder etwas zu tun!” Da weiß ich cin gutes 
Mittel. Man zünde eine Stadt an, man zünde das Reich an, und alles 
chmimmt in Geld und Wohlftand! Man verfertige Möbel, mit denen man 
1ach drei Jahren einheizen kann, meil man felbft im Verlteigerungsamt 
nicht einmal ein Zehntel des Herftellungspreifes erzielen kann, und wir 
verden reicher und reicher. 
Deutschland verfügt bekanntlich über große Waldungen und Vorräte an Holz 
ınd troydem muß einmal in Voraussicht auf die Zukunft und mit Rücksicht auf 
die Gegenwart die Frage an das Baugewerbe gestellt werden: „Wo wird heute 
Holz unnötigerweise und nutglos verbraucht?“ 
Es wird sich als tunlich erweisen, wenn wir uns diese Frage schon jett stellen — 
sozusagen am grünen Holz — damit wir vorsorgen und vorbeugen können, 
ehe eine Dringlichkeit uns unvorbereitet trifft. Es ergeben sich dabei folgende 
Gedankengänge, die wir als Anregungen zur Fragebeantwortung ansehen und 
die nach verschiedenen Richtungen hin erweitert und vervollständigt werden 
sollen. 
Selbstverständlich darf das Sparen mit Holz niemals auf Kosten der Standsicher- 
aeit und Zuverlässigkeit der Konstruktionen gehen. Das ist eine bei allen Teilen 
'estzuhaltende Voraussegung, die wir nicht mehr im einzelnen besonders 
Jetonen brauchen. 
Sicherlich kennt der Mann der Praxis, der Mann vom Bau eine Reihe von Fällen, 
wo entweder an Holz gespart oder Holz durch einen anderen Werkstoff ersett 
werden kann. Letteres kommt aber für uns nur in Frage, wenn der Ersat durch 
»inheimische reichlich vorhandene Werkstoffe möglich ist. 
Wenn wir im Folgenden eine Anzahl Beispiele anführen, so ist ihr Zweck ledig- 
lich der, dadurch Anregungen zu geben und die Leserschaft aufzufordern, 
weitere Fälle in möglichst vielseitiger Art aus dem gesamten Gebiet der Bau- 
praxis (Hochbau einschließlich innerem Ausbau) beizubringen, die dann im 
Preisausschreiben bewertet werden, und zwar nicht nur im Holz, sondern für alle 
anderen Werkstoffe ebenfalls. 
Der ingenieurmäßige Holzbau. Sein Kennzeichen ist, daß alle Querschnitte 
gerechnet werden und nur der normale zweckentsprechende Sicherheitsfaktor 
ainzugefügt wird. 
Damit ist schon gesagt, daß hier Sparsamkeit in einer idealen Art betrieben 
wird. Nirgends zu viel, nirgends zu wenig vom Werkstoff Holz. Es kann nur 
die Frage aufgeworfen werden, ob Verbindungsteile vorteilhafter etwa aus ande- 
rem vorhandenem Werkstoff als aus Holz (Aluminium 2) herzustellen wären 
Jnd weiterhin die Frage, ob der Sicherheitsfaktor nicht übertrieben hoch ist 
Doch gerade die legtere Frage sollte heute nicht gestellt werden, denn die Zu- 
rerlässigkeit der Konstruktionen muß unandgetastet bleiben.
	        
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