‚achwerk liegt, anerkennen, so muß doch aus den primären Notwendigkeiten des
/ierjahresplans gefordert werden: „Kein Holz stärker als statisch notwendig!”
Verputzter Fachwerksbau. Wir können es uns nicht leisten, wegen einer Vor-
‚jebe für alte Ortsbilder, die doch nur einer falschen Romantik entspringt, mehr
Holz als nötig zu verbrauchen. Und da die Wirkung dann mit verminderten Holz-
stärken schönheitlich dem nicht mehr entspricht, was gewollt wird, so greifen
wir zum Pugbau. Er hat sich in neuen Siedlungen als das Solidere ergeben und
zann durch farbige Gestaltung zu einer ebenso freundlichen Wirkung gebracht
werden wie der Fachwerksbau.
Damit ist aber die Richtung einer Entwicklung gegeben, die wegführt vom Fach:
werk überhaupt: — zum Massivbau —. Wieviel Holz kann gespart werden,
wenn der Baufachmann sich diese Frage unvoreingenommen stellt, und was für
weitere Folgeerscheinungen ergeben sich hieraus?
Auch die neuesten Erfahrungen im Siedlungsbau lehren, daß die Fachwerkshäuser
mit sichtbarem Fachwerk sich bautechnisch nicht immer bewähren. Gerade dort,
wo mit wenig Geld gebaut werden muß, glaubt man mit einer solchen Bauweise
ailliger auskommen zu können. Die Folge ist dann die, daß man nach Fertig-
stellung der Häuser, die äußerlich von ferne vielleicht ganz reizvoll und „boden-
ständig“ wirken, die Fachwerksgiebel nachträglich verpusßen muß, weil eine so
starke Durchfeuchtung der Außenwände auftritt, daß die Bewohnbarkeit über-
aaupt in Frage gestellt ist. Es ist auch begreiflich, daß durch das Schwinden des
Yolzwerks so viele Haarrisse an der Außenseite entstehen, daß einem Schlag-
regen überall Eindringungsmöglichkeiten geboten sind. In Abb. 3 zeigen wir
2 Häuser einer solchen Siedlung, die später aus diesem Grund verputgt werden
mußten, um die Schäden abzustellen. Es könnten aber noch viele weitere Beispiele
dieser Art beigebracht werden.
Man kann beim Vergleich des alten Fachwerks in Abb. 2 und des neuen in
Abb. 3 auch sofort den großen
Jnterschied in der schönheitlichen
Wirkung erkennen.
Auch hier muß vor Übertreibung
gewarnt werden. Jeder von uns
ireut sich an der so kernhaften und
zugleich anheimelnden Wirkung
aines alten sichtbaren Fachwerks,
aber muß deshalb gleich jeder alte
Giebel freigelegt werden? Sind
nichtleider durch übertriebene Ver-
aıllgemeinerung schon mancherorts
Fachwerke zu sehen, die trot der
Erneuerung ärmlich und unvoll-
zommen dastehen und von denen
man nur sagen kann — zwar nicht
schön, aber nachweisbar alt! Sie
waren nämlich früher nie als sicht-
vares Fachwerk gedacht. Die alten
Jzuten Fachwerke wie z.B. das des
Rathauses in Strümpfelbach, waren
der Ausdruck für Wohlhabenheit
ınd Gediegenheit. Um nun aber
auch eine prüfbare Begründung zu
arbringen, daß Fachwerk nicht bil-
liger als Massivbau ist, möge die
‘;olgende Zusammenstellung die-
nen, wobei dine gebräuchliche Fach-
werkswand mit der entsprechen-
den Massivwandkostenmäßiq ver-
zlichen wird.
Abb. 3. Neue Fachwerksgiebel, die infolge zu starker Durch-
euchtung später vernutt werden mußten