Full text: Practische Anleitung zur Anwendung der Cemente zu baulichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und Kunst-Gegenständen

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Fig. 20. 
Durchschnitt nach cd. 
ınter dem Gewölbe eine circa ? Zoll starke Mörtellage gebil- 
det,,die als Gewölbeputz dient. Das Durchfallen des Mörtels 
durch die Lehrgerüste verhinderte ich durch Unterlagen von 
altem Segeltuch, Die Gewölbe wurden sorgfältig in Cement 
ıintermauert und schliefslich noch mit einer Flachschicht ab- 
gepflastert. 
Dieser Oel-Behälter von 2471 Quadratfufs Grundfläche 
kostete rund 500 Thlr., demnach der Quadratfufs rund 2 Thlr. 
Nachdem sich die Dichtigkeit bewährte und nachtheilige 
Einwirkungen des Cements auf das Oel bei dem vorbeschrie- 
venen Oel-Behälter in keiner Weise bemerklich gemacht hatten, 
auch die durch Benutzung eines solchen Reservoirs entstehenden 
Kostenersparnisse immer mehr hervortraten, erhielt ich von der 
„Actien-Speicher-Gesellschaft“ hierselbst den Auftrag, vier Re- 
servoire, jedoch in gröfseren Dimensionen, ebenfalls zur Auf- 
Jewahrung von Oel, auf dem Hofe des Grundstückes Kleine 
Präsidentenstrafse No. 7, zu erbauen. Die Schwierigkeiten, 
mit denen ich hier zu kämpfen hatte, verlangten in vieler 
Jinsicht Arbeiten, abweichend von den vorher beschriebenen. 
Nachstehende Fig. 21 zeigt den Grundrifs und Fig. 22 den 
Durchschnitt durch den Gurtbogen nach der Linie ab des 
Grundrisses. 
Fig. 21. . 
Grundrifs, 
Fig. 22. 
Durchschnitt durch den Gurthogen nach ab 
LOSE 
Nachdem die Umfassungen auch hier 21 Zoll stark in 
ainer Höhe von 9} Fuß von gut gebrannten Ziegelsteinen in 
Cement aufgeführt waren, wurden zwischen den Gurtbogen- 
pfeilern Flachschichten aa« Fig. 22 von derartig zugehauenen 
Ziegelsteinen gebildet, dafs‘ ein umgekehrter Gurtbogen hin- 
zingewölbt werden konnte. Der Raum zwischen Gurtbogen 
ınd Wand wurde nun auch mit Flachschichten von gehauenen 
Ziegelsteinen ausgemauert und umgekehrte Kappen hineinge- 
wölbt; hierauf wurden Gurtbogen und Kappen vollgemauert und 
nit einer Ziegelstein-Flachschicht und zwei Dachziegelschichten 
ıbgepflastert; die Stärke des Gewölbes und Pflasters beträgt 
zusammen 2 Fufs 6 Zoll. Die umgekehrten Gewölbe wurden 
ladurch nothwendig, dafs die Sohle dem Andrange des Grund- 
wassers widerstehen muls; ebenso hielt ich die gewählte Stärke 
ler Umfassungen deshalb für zweckdienlich, weil, die Oel- 
3ehälter im Hofe angelegt, der Erdboden durch stetes Fahren 
schwerer Frachtwagen sehr erschüttert wird”). Die umge- 
cehrten Gewölbe sind bei dem niedrigsten Wasserstande aus- 
‚eführt worden, wodurch Wasserschöpf- Arbeiten entbehrlich 
wurden. Die Putzarbeiten wurden auch bei diesen Oel-Be- 
ıältern in der schon beschriebenen Weise gefertigt, ebenso 
lieb das Verhältnifs der Mörtelmischung hierbei, wie auch 
’»jeim Mauern, ganz dasselbe, wie früher angegeben, nur ist 
ı1och zu bemerken, dafs auch die äufsere Seite des Mauer- 
werkes %} Zoll stark glatt geputzt wurde. Nunmehr wölbte 
ch die Gurtbogen 21 Zoll hoch und ebenso stark, und gegen 
liese und die Umfassungen das 5 Zoll starke Kappengewölbe; 
such unter diesem wurde eine 3 Zoll starke Cementschicht 
zefertigt. Die. Kappen wurden hintermauert und mit einer 
7lachschicht abgepflastert, und haben diese eine so grofse 
Festigkeit erlangt, dafs sie selbst den Erschütterungen schwe- 
ver Lasten genügend Widerstand leisten können. 
Jeder der 4 Oel-Behälter erhielt im Boden der Ecke n 
des Grundrisses Fig. 21 kleine viereckige Vertiefungen von 
3 Zoll, darüber in der Decke Oeffnungen, 18 Zoll im Quadrat 
zrofs, die mit eisernen verschlie(sbaren Thüren versehen wur- 
len. Auch erhielt jeder Oel-Behälter im Boden in der Rich- 
‘ung mn Fig. 21 eine Rinne. Die kleinen Vertiefungen in 
den Ecken im Boden dienen dazu, um die Pumpe aufzustel- 
len beim Auspumpen des letzten Oel- Vorraths. 
Um das Schwitzen des Oels, welches sich als wässriger 
Niederschlag an der Gewölbedecke bemerklich macht, mög- 
lichst zu verhindern, wurden bei beiden Bauten in der Ge- 
wölbedecke kleine Luftkanäle angelegt, die dem Zwecke 
antsprechen. 
Nach Verlauf von drei Wochen der Beendigung der Ar- 
jeiten wurden die Oel-Behälter mit Wasser gefüllt, um die 
Actien- Gesellschaft von der Dichtigkeit zu überzeugen; es 
lieb 10 Tage darin stehen, während welcher Zeit der von 
ler Gesellschaft beauftragte Chemiker Herr Dr. Ziurek Un- 
‚ersuchungen über die Einwirkungen des Cements auf Wasser 
wstellte. Das Wasser wurde dann aus den 4 Oel-Behältern 
lurch einen entliehenen Gummischlauch, der mit Wasser ge- 
Ullt, sodann in den Behälter getaucht wurde, heberartig entfernt. 
In Bezug der Ausführung der Arbeiten ist noch zu bemer- 
zen, dafs dieselben bei beiden Bauten bis zu ihrer Vollendung 
fortwährend feucht erhalten wurden, um ein zu schnelles 
Trocknen und das’ damit verbundene Reifsen des Mörtels zu 
verhindern; ferner wurden zu sämmtlichen Bogen und Ge- 
wölben, Lehrbogen verwendet, die „aus derh Kreuzschlag“ ge- 
ertigt waren, d, h. Kreisabschnitte, deren Radius gleich der 
Länge der Sehne ist. Es betrug daher im vorliegenden Falle 
die Pfeilhöhe der Gurtbögen bei 12 Fuß 10 Zoll Spannweite 
= 1 Fufs 9 Zoll; die’der Kappen bei 6 Fufs 3 Zoll Spannweite 
= 10 Zoll. 
Der zu beiden Bauten verwendete Portland -Cement ist 
aus der Stettiner Portland“ Cement- Fabrik bezocen worden, 
*) Bei den so ungünstigen Verhältnissen wurde die anfängliche Stärke der Um- 
Fassungsmauern von 1 Fufs 9 Zoll auf 2 Fufs 2 Zoll vermehrt.
	        
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