Full text: Practische Anleitung zur Anwendung der Cemente zu baulichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und Kunst-Gegenständen

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Spiritus- und Sprit- Behälter, 
Zur Aufbewahrung von Spiritus und Sprit bedient man 
sich statt der kostspieligen hölzernen Gefälse in neuester Zeit 
der Behälter von Cement, die der Raumersparnils wegen in 
der Erde angelegt werden, 
Ein derartiger Behälter zur Aufbewahrung von Sprit ist 
von dem Kunststeingiefserei- Besitzer Herrn Czarnikow in 
der Sprit- und Rum-Fabrik der Herren Ant. Serviere u. Co. 
Kronenstrafse No. 72 in Berlin, vorzüglich gut und dauerhaft 
und allen Anforderungen entsprechend ausgeführt worden, 
Der Cement-Behälter ist im Lichten 20 Fufs lang, 16? Fuls 
breit und 73} Fufs hoch, enthält sonach 2596 Cubikfuls oder, da 
27 Quart auf einen Cubikfuls gehen, rund = 70,000 Quart Sprit. 
Zur Anlage dieses Behälters wurde ein alter Kellerraum 
des Fabrikgebäudes benutzt. Die Wände dieses Raumes sind 
von Mauerziegeln in Kalkmörtel aufgeführt, der Fufsboden ist 
von Mauerziegeln auf hoher Kante gepflastert und die Decke 
in der Höhe von 10 Fufs vom Fufsboden mit Kappen überwölbt. 
Nachdem die Ziegelmauern des Kellers von altem Putz 
befreit, die Fugen aufgehauen und von allem Schmutz und 
Staube gereinigt waren, wurde der Cement- Behälter in dem 
Kellerraum in der Art hergestellt, dafs man zuvor den Fufs- 
boden und sodann die Seitenwände mit Platten in Cement 
belegte. 
Diese Platten mit Falzen, 3 Zoll stark, wurden zuvor von 
Dachsteinen und Portland-Cement, 1 Theil Cement und 1 Theil 
Sand, in der, Werkstatt gefertigt. Die Plat- 
ten der Seitenwände waren 3 Fufs breit und 
73 Fußs hoch, und ist die Zusammensetzung 
zweier Platten an Ort und Stelle nach Fig. 26 
in Cement bewirkt worden. Zur größeren Si- 
cherheit wurden die cementirten Falzfugen in- 
nerhalb des Behälters noch mit einer Dachstein- 
lage in Cement bedeckt. 
Da 'eine flache Ueberwölbung dieses Behäl- 
ters der übriggebliebenen geringen Höhe des Kel- 
lerraums wegen nicht für zulässig erachtet wurde, 
30 ist.der Behälter mit Platten 2} Zoll stark, 
gleichfalls von Dachziegeln und Cement gefer- 
tigt, überdeckt worden. 
» Zur Tragung der Deckplatten waren Gurtungen und zur 
Unterstützung dieser ein Pfeiler in der Mitte des Behälters 
nach dem Grundrisse Fig. 27 und,dem doppelt vergröfserten 
Durchschnitte Fig. 28 erforderlich. 
Diese horizontalen Gurtungen bestehen aus Balken von 
Dachziegeln und Cement construirt 
und sind 12 Zoll im Quadrat stark. 
Der Pfeiler ist 11 Fufßs im Quadrat 
stark von Mauerziegeln in Cement 
gemauert. Eiserne Träger nebst 
Säulen durften des Rostens we- 
gen nicht verwandt werden. 
Sämmtliche Flächen des Be- 
hälters sind innerhalb sorgfältig 
geputzt und geglättet. Alle Ecken 
sind abgerundet, 
Zum Iuftdichten Verschlufs 
der runden Oeffnung c in der 
Decke, Fig. 27 und 28, von 2 Fuls Durchmesser, dient ein 
kupferner Einsatz mit sorgfältig bearbeitetem Schrauben-Ver- 
schlufs. Mittelst des kupfernen Rohres d mit Verschluflshahn 
wird der Sprit durch Druckpumpe nach den oberen Etagen 
des Fabrikgebäudes geleitet. . 
Fig. 28, 
Durchschnitt nach ab. 
Dieser wasser- und luftdichte Sprit-Behälter kostete 720 
Thlr., der Quadratfufßs Platte mit allen übrigen Cement-Arbeiten 
wurde mit 17} Sgr. bezahlt. Ein derartiges Gefäßls von Eichen- 
holz, mit den erforderlichen eisernen Bändern u. s. w. würde 
über das Doppelte gekostet haben, denn man zahlt in Berlin 
gewöhnlich für 200 Quart Inhalt 4 Thlr. 
Versuche mit Gefäfsen von starkem Zinkblech, in genann- 
ter Fabrik, haben sich nicht bewährt, sie wurden bald zerstört. 
Cement-Behälter für Sprit sind auch in Fabriken in Stettin 
vereits seit längerer Zeit in Gebrauch und nachtheilige Ein- 
wirkungen des Cementes auf Sprit durchaus nicht wahrge- 
nommen worden. 
Kühlschiffe. 
Das Abziehen der Bierwürze bezweckt, die Würze so rasch 
wie möglich auf die Temperatur zu bringen, bei welcher sie gäh- 
ren soll; für unterjährige Biere 6—8°, für oberjährige 15—20° R., 
und mufs dieselbe für jedes dieser Biere um so niedriger 
sein, je wärmer der Gährungskeller ist, weil in dem Zeitpunkte, 
wo die Abkühlung am langsamsten vor sich geht, die Gefahr 
des Sauerwerdens am gröfsten ist. Die Abkühlung beruht 
nicht allein auf der unmittelbaren Wärmeentziehung von Sei- 
ten der Kühlgefäfse und der umgebenden Luft, sondern haupt- 
sächlich auf Verdunstung der Flüssigkeit. Sie erfolgt daher 
am so rascher, je stärker die Verdunstung, also je gröfser die 
Jberfläche der Flüssigkeit, je stärker der Luftwechsel über 
lerselben und je trockner die Luft ist. Man bringt deshalb 
die Würze etwa 3—4 Zoll hoch auf flache kastenartige Ge- 
äfse, die Kühle oder Kühlschiffe genannt, die von ver- 
schiedenem Material hergestellt werden, und zwar von Eisen, 
Kupfer, Zink, Holz, Marmor, geschliffenen Platten von Granit, 
Sandstein, Schiefer oder künstlichem Stein, je nachdem das 
eine oder andere Material in der Nähe sich vorfindet. 
Bei Kühlschiffen von Eisen nimmt die Bierwürze leicht
	        
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