Full text: Practische Anleitung zur Anwendung der Cemente zu baulichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und Kunst-Gegenständen

92 
eine grünlich-gelbliche Farbe an, welche nicht wieder fortzubrin- 
gen ist. In Bamberg und andern Orten sind beispielsweise 
giserne Kühlschiffe in Anwendung gekommen, wobei dann von 
den Brauern die Vorsicht beobachtet wird, dafs sie das erste 
Mal starken Hopfenextract mehrere Tage lang darin stehen 
lassen, damit sich das Eisen mit diesem bittern Extract förm- 
lich amalgamirt. Wo dies nicht geschieht, hat man sehr zu 
kämpfen und mufs den Hopfen besonders. in kupfernen Ge- 
‘afsen kochen. 
Kühlschiffe von Kupfer sind sehr zweckmälsig, aber 
‚heuer; sie erfordern eine Unterlage von Holz, wobei es nöthig 
ist, einen Zwischenraum zu lassen, damit immer kaltes Was- 
ser durchfliefsen kann. 
Kühlschiffe von Zink sind gefährlich, weil dies Material 
zu leicht oxydirt, und ist die Anwendung desselben hierzu 
Jleshalb polizeilich verboten. 
Die Kühlschiffe von Holz haben manche Mängel, sind 
oft nicht dicht, mannichfachen Reparaturen ausgesetzt und nicht 
zon Dauer. . 
Kühlschiffe von Marmor sind zweckmälfsig, aber zu kost- 
spielig. Dergleichen wurden bei Stettin, und vor einigen Jahren 
2ins in Berlin, düsgeführt, welches letztere 600 Thlr. kostete. 
Die von geschliffenen Granitplatten sind zwar dauer- 
haft, aber kostspielig; auch kommen häufig bei der schroff 
abwechselnden Temperatur. von Hitze und Kälte in den vielen 
Fugen Trennungen vor. 
Die Kühlschiffe von Sandstein und Schiefer erhalten 
Jurch den schroffen Temperaturwechsel häufig Sprünge, ins- 
besondere wenn ihre unter ‘dem Gefrierpunkte stehende Tem- 
peratur plötzlich durch die heißse Würze aufgehoben wird, 
und werden dadurch die Kühlschiffe unbrauchbar. 
Aufserdem absorbirt der Sandstein‘ einen Theil der mit 
ıhm in Berührung kommenden Flüssigkeit, welche bei strenger 
Kälte in den Poren gefriert und eine Trennung ‘der Theilchen 
ınd Lockerung der Fugen verursacht. Um letzteren Uebel- 
stand zu beseitigen, hat man die obere Fläche im trocknen 
and wo möglich erwärmten Zustande durch. einen nochmali- 
zen Anstrich mit einer Mischung von Leinöl und Holztheeröl 
zu gleichen Theilen getränkt, jedoch eine nachhaltige Besei- 
gung dieser Uebelstände hierdurch nicht erzielt, 
In neuester Zeit werden die Kühlschiffe in weit vollkom- 
mener Art als die bisherigen, und bei besserer Abkühlung, 
lurch Anwendung von Drainröhren und ohne Fugen in der 
Oberfläche von Portland-Cement hergestellt. 
Die erste Idee zu einem solchen Cement-Kühlschiffe mit 
Anwendung von Drainröhren war von dem Bierbrauer Herrn 
Anton Wolter zu Friesdorf bei Bonn ausgegangen. Das von 
demselben im Sommer 1859 ausgeführte Kühlschiff ist 15 Fuls 
lang, 10 Fufs breit und hat unter dem Boden zur bessern Ab- 
kühlung eine Lage Drainröhren erhalten und sich während 
des Winters, bei beständiger Benutzung, auf das Beste bewährt. 
Dasselbe hat einen plötzlichen Wechsel von 8° Kälte bis zur 
Siedhitze der Bierflüssigkeit ausgehalten. 
Auf diesen guten Erfolg hin ist sodann im Sommer 1860 
von den Bierbrauerei-Besitzern Herren Linden u. Daniels 
auf ihrer Anlage am Kreuzberge bei Bonn ein derartiges Kühl- 
schiff in sehr grofsem Maafsstabe angelegt worden, welches 
auf Bl. 17 Fig. 1 dargestellt ist, Die Fläche des Kühlschiffs 
st 40 Fufs lang und 20 Fufs breit und ruht auf den Gewöl- 
»en des schon früher vorhandenen Gähr-Kellers. Unter der 
Abgleichung dieser Gewölbe sind 2 Lagen Backsteine über 
einander im Verbande in Cementmörtel gelegt, darüber ist eine 
Lage Cement-Putz gefertigt, worauf, um eine noch bessere 
Abkühlung zu erzielen, unter dem Boden des Kühlschiffs zwei 
agen Drainröhren von 1 Zoll Durchmesser übereinander im 
Verbande in Cement gelegt worden sind; auch in den nie- 
irigen Seitenwänden sind aus gleichem Grunde Drainröhren 
in Cement eingelegt worden. 
Diese Anlage, wie die vorige, ist mit Portland-Cement 
zus der Portland-Cementfabrik bei Bonn ausgeführt. 
Der Putz des Kühlschiffs ist über der Erhöhung der 
Drainröhren } Zoll stark. Das Mischungsverhältnifs des Mör- 
jels zum Putz ist 1 Theil Cement und 2’Theile Sand. 
Dieses Kühlschiff ist nun seit einem Jahre zur vollen 
Zufriedenheit der Herren Linden u. Daniels in täglicher 
3Zenutzung, und dürften daher derartige Cement-Kühlschiffe 
ne ganz allgemeine Anwendung in Brauereien und Bren- 
1ereijen finden, 
. Was die Erhärtung und die Haltbarkeit des Bonner Port- 
and-Cements anbelangt, so läfst sich dafür kein besserer Be- 
eis liefern, wie diese ausgeführten Bier-Kühlschiffe. Der 
Cement hat bei dem schroffen Wechsel der Temperatur eine 
;o aufserordentliche Probe zu bestehen gehabt, wie kaum bei 
ner anderen Verwendung, | 
Bei neuen Anlagen von Kühlschiffen ist wesentlich aut 
‘ine unverrückbar feste Unterlage zu rücksichtigen. Die Aus- 
ührung derselben dürfte wesentlich erleichtert und verwohl. 
eilt werden, wenn statt der Drainröhren Hohlziegel an- 
zewendet würden. Auch könnte man in Werkstätten mit die- 
sen Hohlziegeln vorher Platten in Cement darstellen und diese 
lann im Verbande an Ort und Stelle verlegen, die Fugen in 
Jement dichten und oberhalb glätten. 
Für Branntweinbrennereien ‚sind Schlempe - Kühlschiffe 
von Cement mehrfach in gewöhnlicher Art ausgeführt worden. 
Der Gutsbesitzer Herr Simon in Malchow bei Berlin lief: 
an derartiges, auf Bogen ruhendes Kühlschiff im Jahre 18517 
von 30 Fufs Länge, 15 Fufs Breite und in den Wandungen 
von 2 Fufs Höhe in folgender Weise herstellen: 
Boden und Seitenwandungen wurden aus zuvor in Werk- 
stätten gefertigten Platten von Dachziegeln und Cement gebil- 
det. Diese Platten waren 1} bis 2 Fufs breit, 3 Fufs lang 
and 2} Zoll stark. 
Der Unterbau des Kühlschiffs besteht aus Pfeiler und 
Bogen von Ziegelsteinen in ähnlicher Weise, wie dies die 
Fig. 9 Bl. 14 andeutet. Alle 6 Fufs wurde ein 10 Zoll star- 
zer Bogen und dazwischen ein 5 Zoll starker Bogen zwischen 
Meiler in der Breite des Kühlschiffs von Ziegelsteinen und 
Jement gewölbt. 
Auf diesen Unterbau, aus Pfeiler und Gurtungen beste- 
nend, wurden sodann die 2} Zoll starken Platten auf den ge- 
aörig abgeglichenen Bögen in Cement verlegt und die Fugen 
zut gedichtet. 
Das Schlempe-Kühlschiff steht unter Dach. . 
Nach den gefälligen Mittheilungen des Herrn Simon hat 
las Kühlschiff sich vortrefflich bewährt; dasselbe gewährt den 
Vortheil einer ungleich längeren Dauer als ein ‚gewöhnlich aus 
3ohlen construirtes Kühlschiff, und sind die Anlagekosten den- 
aoch nicht viel größer als bei letzterem. 
Der Quadratfufs wurde mit .8 Sgr. bezahlt, wobei jedoch 
die nöthigen Fuhren durch die Gespanne des Herrn Simon 
geleistet wurden. 
Mit allen Arbeiten und Material würde man den Quadrat- 
fufs eines derartigen Kühlschiffes, mit Ausschlufs des Unter- 
baues, auf 9 bis 10 Ser. berechnen können.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.