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eine grünlich-gelbliche Farbe an, welche nicht wieder fortzubrin-
gen ist. In Bamberg und andern Orten sind beispielsweise
giserne Kühlschiffe in Anwendung gekommen, wobei dann von
den Brauern die Vorsicht beobachtet wird, dafs sie das erste
Mal starken Hopfenextract mehrere Tage lang darin stehen
lassen, damit sich das Eisen mit diesem bittern Extract förm-
lich amalgamirt. Wo dies nicht geschieht, hat man sehr zu
kämpfen und mufs den Hopfen besonders. in kupfernen Ge-
‘afsen kochen.
Kühlschiffe von Kupfer sind sehr zweckmälsig, aber
‚heuer; sie erfordern eine Unterlage von Holz, wobei es nöthig
ist, einen Zwischenraum zu lassen, damit immer kaltes Was-
ser durchfliefsen kann.
Kühlschiffe von Zink sind gefährlich, weil dies Material
zu leicht oxydirt, und ist die Anwendung desselben hierzu
Jleshalb polizeilich verboten.
Die Kühlschiffe von Holz haben manche Mängel, sind
oft nicht dicht, mannichfachen Reparaturen ausgesetzt und nicht
zon Dauer. .
Kühlschiffe von Marmor sind zweckmälfsig, aber zu kost-
spielig. Dergleichen wurden bei Stettin, und vor einigen Jahren
2ins in Berlin, düsgeführt, welches letztere 600 Thlr. kostete.
Die von geschliffenen Granitplatten sind zwar dauer-
haft, aber kostspielig; auch kommen häufig bei der schroff
abwechselnden Temperatur. von Hitze und Kälte in den vielen
Fugen Trennungen vor.
Die Kühlschiffe von Sandstein und Schiefer erhalten
Jurch den schroffen Temperaturwechsel häufig Sprünge, ins-
besondere wenn ihre unter ‘dem Gefrierpunkte stehende Tem-
peratur plötzlich durch die heißse Würze aufgehoben wird,
und werden dadurch die Kühlschiffe unbrauchbar.
Aufserdem absorbirt der Sandstein‘ einen Theil der mit
ıhm in Berührung kommenden Flüssigkeit, welche bei strenger
Kälte in den Poren gefriert und eine Trennung ‘der Theilchen
ınd Lockerung der Fugen verursacht. Um letzteren Uebel-
stand zu beseitigen, hat man die obere Fläche im trocknen
and wo möglich erwärmten Zustande durch. einen nochmali-
zen Anstrich mit einer Mischung von Leinöl und Holztheeröl
zu gleichen Theilen getränkt, jedoch eine nachhaltige Besei-
gung dieser Uebelstände hierdurch nicht erzielt,
In neuester Zeit werden die Kühlschiffe in weit vollkom-
mener Art als die bisherigen, und bei besserer Abkühlung,
lurch Anwendung von Drainröhren und ohne Fugen in der
Oberfläche von Portland-Cement hergestellt.
Die erste Idee zu einem solchen Cement-Kühlschiffe mit
Anwendung von Drainröhren war von dem Bierbrauer Herrn
Anton Wolter zu Friesdorf bei Bonn ausgegangen. Das von
demselben im Sommer 1859 ausgeführte Kühlschiff ist 15 Fuls
lang, 10 Fufs breit und hat unter dem Boden zur bessern Ab-
kühlung eine Lage Drainröhren erhalten und sich während
des Winters, bei beständiger Benutzung, auf das Beste bewährt.
Dasselbe hat einen plötzlichen Wechsel von 8° Kälte bis zur
Siedhitze der Bierflüssigkeit ausgehalten.
Auf diesen guten Erfolg hin ist sodann im Sommer 1860
von den Bierbrauerei-Besitzern Herren Linden u. Daniels
auf ihrer Anlage am Kreuzberge bei Bonn ein derartiges Kühl-
schiff in sehr grofsem Maafsstabe angelegt worden, welches
auf Bl. 17 Fig. 1 dargestellt ist, Die Fläche des Kühlschiffs
st 40 Fufs lang und 20 Fufs breit und ruht auf den Gewöl-
»en des schon früher vorhandenen Gähr-Kellers. Unter der
Abgleichung dieser Gewölbe sind 2 Lagen Backsteine über
einander im Verbande in Cementmörtel gelegt, darüber ist eine
Lage Cement-Putz gefertigt, worauf, um eine noch bessere
Abkühlung zu erzielen, unter dem Boden des Kühlschiffs zwei
agen Drainröhren von 1 Zoll Durchmesser übereinander im
Verbande in Cement gelegt worden sind; auch in den nie-
irigen Seitenwänden sind aus gleichem Grunde Drainröhren
in Cement eingelegt worden.
Diese Anlage, wie die vorige, ist mit Portland-Cement
zus der Portland-Cementfabrik bei Bonn ausgeführt.
Der Putz des Kühlschiffs ist über der Erhöhung der
Drainröhren } Zoll stark. Das Mischungsverhältnifs des Mör-
jels zum Putz ist 1 Theil Cement und 2’Theile Sand.
Dieses Kühlschiff ist nun seit einem Jahre zur vollen
Zufriedenheit der Herren Linden u. Daniels in täglicher
3Zenutzung, und dürften daher derartige Cement-Kühlschiffe
ne ganz allgemeine Anwendung in Brauereien und Bren-
1ereijen finden,
. Was die Erhärtung und die Haltbarkeit des Bonner Port-
and-Cements anbelangt, so läfst sich dafür kein besserer Be-
eis liefern, wie diese ausgeführten Bier-Kühlschiffe. Der
Cement hat bei dem schroffen Wechsel der Temperatur eine
;o aufserordentliche Probe zu bestehen gehabt, wie kaum bei
ner anderen Verwendung, |
Bei neuen Anlagen von Kühlschiffen ist wesentlich aut
‘ine unverrückbar feste Unterlage zu rücksichtigen. Die Aus-
ührung derselben dürfte wesentlich erleichtert und verwohl.
eilt werden, wenn statt der Drainröhren Hohlziegel an-
zewendet würden. Auch könnte man in Werkstätten mit die-
sen Hohlziegeln vorher Platten in Cement darstellen und diese
lann im Verbande an Ort und Stelle verlegen, die Fugen in
Jement dichten und oberhalb glätten.
Für Branntweinbrennereien ‚sind Schlempe - Kühlschiffe
von Cement mehrfach in gewöhnlicher Art ausgeführt worden.
Der Gutsbesitzer Herr Simon in Malchow bei Berlin lief:
an derartiges, auf Bogen ruhendes Kühlschiff im Jahre 18517
von 30 Fufs Länge, 15 Fufs Breite und in den Wandungen
von 2 Fufs Höhe in folgender Weise herstellen:
Boden und Seitenwandungen wurden aus zuvor in Werk-
stätten gefertigten Platten von Dachziegeln und Cement gebil-
det. Diese Platten waren 1} bis 2 Fufs breit, 3 Fufs lang
and 2} Zoll stark.
Der Unterbau des Kühlschiffs besteht aus Pfeiler und
Bogen von Ziegelsteinen in ähnlicher Weise, wie dies die
Fig. 9 Bl. 14 andeutet. Alle 6 Fufs wurde ein 10 Zoll star-
zer Bogen und dazwischen ein 5 Zoll starker Bogen zwischen
Meiler in der Breite des Kühlschiffs von Ziegelsteinen und
Jement gewölbt.
Auf diesen Unterbau, aus Pfeiler und Gurtungen beste-
nend, wurden sodann die 2} Zoll starken Platten auf den ge-
aörig abgeglichenen Bögen in Cement verlegt und die Fugen
zut gedichtet.
Das Schlempe-Kühlschiff steht unter Dach. .
Nach den gefälligen Mittheilungen des Herrn Simon hat
las Kühlschiff sich vortrefflich bewährt; dasselbe gewährt den
Vortheil einer ungleich längeren Dauer als ein ‚gewöhnlich aus
3ohlen construirtes Kühlschiff, und sind die Anlagekosten den-
aoch nicht viel größer als bei letzterem.
Der Quadratfufs wurde mit .8 Sgr. bezahlt, wobei jedoch
die nöthigen Fuhren durch die Gespanne des Herrn Simon
geleistet wurden.
Mit allen Arbeiten und Material würde man den Quadrat-
fufs eines derartigen Kühlschiffes, mit Ausschlufs des Unter-
baues, auf 9 bis 10 Ser. berechnen können.