Full text: Practische Anleitung zur Anwendung der Cemente zu baulichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und Kunst-Gegenständen

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Sarkophage. 
Schon die alten Völker bestatteten ihre Todten in mehr 
oder weniger kostbaren steinernen Särgen, die, wie bei den 
alten Aegyptern, aus Basalt oder Granit dargestellt wurden 
and sich durch die Feinheit der Arbeit und durch die Sorg- 
Falt womit die Details der hieroglyphischen Zeichen ausge- 
führt sind, auszeichnen. Die Museen von London, Paris, Ber- 
in, Turin u. s. w. haben deren aufbewahrt. 
In den alten Ruinen von Warka in Mesopotamien fand 
man Särge von gebranntem Thon, die bis zur Höhe von 
145 Fufßfs übereinander gehäuft sind. Augenscheinlich war dies 
Jahrhunderte lang ein grofser Begräbnifsplatz für die Chal- 
Jäer*). Diese Särge bilden gewöhnlich eine Art Badewanne, 
aur sind sie tiefer und gleichförmiger und haben eine grofse 
avale Oeffnung, um den Körper aufzunehmen; diese Oeffnung 
wird durch einen Deckel, gleichfalls von gebranntem Thon, ge- 
schlossen. Der Unter- und Obertheil dieser Särge ist mit grüner 
Glasur bedeckt und mit seltsamen Figuren geziert. Eine grofse 
Menge Töpfergeschirr und thönerne Figuren, zum Theil sehr 
zierlich geformt, findet sich rund umher, und im Innern Zier- 
"athen von Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Glas u. s. w. 
In der Jetztzeit werden Sarkophage zur Aufstellung in 
Familien-Gruften, in Grab-Kapellen u. s. w. aufser von Holz 
ınd Metall, häufig von Marmor, Sandstein, Kalkstein u. s. w. 
ınd in neuester Zeit auch vielfach aus künstlicher Steinmasse 
gefertigt. 
In Amerika sind derartige Särge schon seit längerer Zeit 
in Gebrauch. 
Der New-York-Amerikan giebt folgende Beschreibung der 
zus künstlicher Steinmasse verfertigten Särge*”): Sie sind aus 
*) Das Ausland. Ein Tageblatt für Kunde des geistigen und sittlichen Lebens der 
Völker. No. 192. Stuttgart. 1850, 
**) Mechanic’s Magazine, No. 620, durch Dingler’s polyt. Journal. Bd 57. 1835. S. 318. 
Jünnen Platten von Cement, der eine gehörige Festigkeit und 
Tärte besitzt, zusammengesetzt, von aufsen polirt und dann 
zefirnifst. Durch Anstrich giebt man denselben auch wohl 
las Ansehen, als heständen sie aus Mahagony-, Ahorn-, Rosen- 
>der irgend einem anderen schönen Holze. Der Deckel be- 
steht aus einem Stück für sich; er wird, wenn der Leichnam 
'n den Sarg gelegt und nachdem auf die Ränder des Sarges 
äne Lage Cement aufgetragen worden, luftdicht angepalst. 
Man kann auch eine kleine Oeffnung zwischen dem Deckel 
ınd dem Untertheil des Sarges lassen, durch welche man alle 
"uft, die in dem Sarge enthalten war, auspumpen kann, so 
lafßs sich der Leichnam nach Verschliefsung dieser Oeffnung 
n einem beinahe luftleeren Raume befindet, in welchem er 
sich besser conserviren wird, als dies durch Einbalsamirer 
nöglich ist. Man kann auch in dem Deckel starke durch- 
sichtige Glasplatten einsetzen, so dafs man den Leichnam be- 
ständig sehen kann. 
Dieser Methode kann man sich auch zur Aufbewahrung 
anderer Dinge, die man gegen Feuchtigkeit und Zutritt der 
Luft schützen und beobachten will, bedienen. 
In Berlin sind durch den Knnststeingiefserei-Besitzer Herrn 
Üzarnikow mehrere und zum Theil sehr reich durch Glie- 
derungen, Ornamente und Wappen verzierte Särge von Port- 
and - Cement vortrefflich und gut gefertigt worden. Diese 
Särge wurden gleichfalls aus Platten im Unter- und Obertheil 
zusammengesetzt, die Gliederungen dann gezogen und die Or- 
ı1amente und sonstige Zierrathen in Gyps- oder Leim-Formen 
in Cement gegossen. 
Herr Czarnikow liefert derartige Särge, je nach deı 
Ausstattung, zu den Preisen von 30 bis zu 200 Thlr. 
zedruckt bei A, W, Schade, Stallschreiberstr. 47.
	        
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