stabe um, bis das Ganze eine gleichförmige Masse geworden
ist, und mische dazu das drei- bis vierfache Volumen Wasser,
Durch die Salzsäure werden alle Bestandtheile des Cements
gelöst, aufser dem darin enthaltenen Thon, welcher in der
Flüssigkeit, seiner feinen Zertheilung wegen, sich als eine
gallertartige, fast etwas durchscheinende Masse zu Boden senkt.
Gleichzeitig bleibt noch ein unbedeutender Niederschlag von
sandigen und schlackenartigen Bestandtheilen ungelöst, welchen
auch jeder echte Cement in geringem Maafse enthält. Ist die
Menge derselben jedoch bedeutend, so ist dem Cement Sand
beigemengt.
Ist der vorhin erwähnte gallertartige Niederschlag nicht
wahrzunehmen, sondern statt dessen ein Niederschlag von
weniger Zartheit, bestimmterer (weifslicher oder gelblicher)
Farbe und gröfserer Schwere, so ist die fremdartige Bei-
mischung Thon.
Eine andere Probe des zu untersuchenden Cements über-
gießse man mit concentrirtem Essig. Findet ein Auf-
brausen statt, so ist der Cement mit Asche verfälscht.
Mit leichter Mühe wird man die nöthige Uebung und
Sicherheit im Experimentiren erlangen, wenn man einige Ver-
suche zuerst mit kleinen Quantitäten, etwa einen Fingerhut
voll, gleichzeitig mit gutem unverfälschten, und mit obigen
Stoffen verfälschten Cement (etwa 2 Theile Cement und
1 Theil Sand, geschlemmten, fein zertheilten Thon oder Asche)
vornimmt, um so sicherer die Erscheinungen bei beiden wahr-
nehmen zu können.
Mehrfache Versuche, abgestandenen oder sonst verdor-
benen und in der Tonne durch Feuchtigkeit erhärteten Ce-
ment durch’s Brennen wieder tauglich zu machen, haben mich
belehrt, dafs derartiger Cement durch’s Brennen seine ursprüng-
liche Güte nicht wieder erlangt, und stimme ich dem bei, was
in dieser Beziehung auch Herr Professor Pettenkofer er-
fahren, und Seite 8 mitgetheilt ist. Einige der bemerkens-
werthesten Versuche mögen hier folgen.
Nicht selten finden sich in Cement-Tonnen, die eine
weniger sorgfältige Verpackung erhalten, und durch Nässe
oder langes Liegen auf dem Lager gelitten, zunächst den Wan-
dungen der Tonnen, wenn nicht eine Rinde, wie bereits Seite 9
erwähnt, so doch Stücke oder Knollen von erhärtetem Ce-
ment von verschiedener Größe vor, die durch partielles Ein-
dringen von Feuchtigkeit und Nässe zwischen den Stäben der
Tonnen entstanden sind.
Aus einer Tonne, worin sich ein derartiges, zu Stein erhär-
tetes Cement-Stück von ziemlicher Gröfse vorfand, wurde nun
1) ein Stück davon in einem heftigen Holzfeuer bis zur
Rothglühhitze gebrannt, sodann zu feinem Pulver zer-
stofsen und gesiebt;
2) ein anderes Stück davon vorher zu feinem Pulver zer-
stofsen, gesiebt und dann dasselbe in einem Tiegel im
Feuer’ wie vorhin gebrannt;
3) ein drittes Stück, von obigem grofsen Klumpen, zu feinem
Pulver zerstofsen, gesiebt und nicht gebrannt.
Um nun die Bindekraft dieser verschieden behandelten
Pulver von einem und demselben, in der Tonne erhärteten
und verdorbenen Cement-Klumpen im Vergleich mit gutem
Cement zu erproben, wurden
4) von dem gut erhaltenen Cement aus derselben
Tonne, woraus die drei vorigen Cement-Stücke ent-
nommen waren, mit Wasser angerührt, mehrere Kugeln
von 1 Zoll Durchmesser, mittelst einer Chablone, geformt,
und ebenso von den Cement-Pulvern ad 1, 2 und 3.
Die Zeit der Anfertigung dieser Kugeln und die der
Erhärtung bis zu dem Grade, dafs mit einem mäßigen Druck
des Daumen -Nagels keine Eindrücke mehr gemacht werden
konnten, wurde genau notirt.
Hierbei ergab sich denn Folgendes:
Kugeln, geformt vom
„Zeit von der Anfertigung
| der Kugeln bis zu deren
Erhärtung
- uft| "im Wasser
= "Stund. | Min
7
Bemerkungen.
Cement- Pulver No. 1 erforderten
a No. 2
* No. 3
30
36 Stunden nach dem Bren-
nen zu Kugeln geformt.
5 Kugeln, nach deren An-
fertigung sofort in’s Was-
ser gelegt, zeigten nach ei-
nigen Minuten Risse, und
fielen eine nach der an-
dern völlig auseinander.
Ve
Es geht hieraus hervor, dafs im Allgemeinen die Binde-
kraft der, aus bereits abgebunden gewesenen Cementstücken,
wieder erzeugten Pulver No. 1, 2 und 3, im Vergleich der
Bindekraft des gut erhaltenen Cement-Pulvers, eine grofse
Kinbufßse erlitten, und unter den drei ersteren namentlich das
ıicht gebrannte Pulver No. 3 die geringste Bindekraft
zeäufsert hat.
Abgestandener und verdorbener Cement, welchen man
Jurch’s Brennen wieder tauglich zu machen versucht und in den
Handel gebracht hat, unterscheidet sich schon äufserlich von
lem gut erhaltenen Cement unverkennbar durch seine Farbe,
Während z. B. das gute Cement-Pulver No. 4 eine frische
grau-grünliche Farbe zeigte, hatten die‘ wiedergebrannten
Zulver No. 1 und 2 eine hellgraue, und das nicht gebrannte
Pulver No. 3 eine weifslich graue, todte Farbe, wie Asche,
so dafs beim Vergleich dieser verschiedenen Cement- Pulver.
neben einander gestellt,
das gute Cement-Pulver die dunklere,
die gebrannten - die hellere, und
das ungebrannte - die hellste Farbe
zeigte, und dieser Farben-Unterschied nicht allein im pulve-
rigen Zustande, sondern auch im verarbeiteten und erhärteten
Zustande erkennbar blieb. Aber auch das Pulver verdorbener
Zemente fühlt sich, selbst im fein zertheilten Zustande, scharf
ınd rauh an, während gutes Cement-Pulver mehr mehliger
and weicher sich anfühlt.
Beim Bedarf grofser Quantitäten von Portland-Cement auf
Baustellen, finden sich dergleichen erhärtete Cement-Klumpen
in Tonnen oft viele vor, und es ist dann zuweilen vortheil-
naft, diese sammeln, brennen und fein pulvern zu lassen, in
sofern sich die Kosten verlohnen möchten; dieser Cement kann
dann zu mehr untergeordneten Arbeiten verwendet werden.
Selten wird jedoch dieser Fall eintreten, und, durch lan-
zes Liegen abgestandenen oder sonst verdorbenen Cement
durch das Brennen möglichst wieder tauglich zu machen, wohl
eher von Cement-Fabrikanten, als von einem Bau-Ausfüh-
renden in Anwendung kommen.
Aufbewahrung und Controlle über den Verbrauch des
Cements auf Baustellen.
Um den Cement zum Gebrauche aufzubewahren, oder
auch in den Magazinen vor dem Verderben zu schützen und
möglichst vollkommen tauglich zu erhalten, ist es nothwendig,
die wohlverschlossenen Cement-Tonnen an einem durchaus
trockenen Orte zu lagern, indem der staubartige Cement
die Feuchtigkeit begierig an sich zieht, und dadurch an seiner
Güte und Bindekraft verliert.
In wohlverwahrten Tonnen und an einem trockenen
Orte kann dann der Cement eine ziemlich lange Zeit auf
bewahrt werden, ohne dafs die Qualität des Cements wesent-
ich leidet,