Im Allgemeinen wird diesem Material auf Baustellen je-
doch nicht die Sorgfalt geschenkt, die es seiner Kostbarkeit
wegen und zur Erreichung wichtiger Bauzwecke verdient.
Man sieht nicht selten auf Baustellen die Cement-Tonnen
blofs unter einem nothdürftigen, undichten Bretterdache, und
zuweilen nicht einmal auf Unterlagen, sondern auf blofser,
oft feuchter Erde gelagert,
Cement-Tonnen, die im Magazin angebrochen, und woraus
kleine Quantitäten Cement zum Verbrauch entnommen werden,
sind jedesmal sorgfältig wieder zuzudecken; ebenso sind die,
auf Verbrauchsstellen eines Baues befindlichen, zum Theil noch
mit Cement angefüllten Tonnen nach Feierabend nicht allein
zuzudecken, soridern nach dem Magazin zurückzuschaffen, da
ein Regen oder heftiger Sturm des Nachts die oft nachlässige
Ueberdeckung durchdringen, oder abwerfen und den Rest des
Cements verderben kann.
Bei eintretendem Regen während der Arbeit, namentlich
bei einem plötzlichen Gewitter-Regen, pflegen die Maurer mög-
lichst schnell Schutz zu suchen, ohne das Zudecken und Bergen
der Cement-Tonnen zu besorgen; auch hierdurch wird nicht
selten der Cement in den Tonnen verdorben,
Nicht allein also, dafs der Cement gut eingekauft worden
ist, sondern auch die sorgfältige Aufbewahrung bis zu seiner
Verwendung ist wesentlich.
Obwohl alle diese Dinge sich bei einem geregelten, ord-
nungsmäfsigen Betriebe des Baues von selbst verstehen müfs-
ten, so werden diese doch wirklich oft auf Baustellen nicht
beachtet, und einestheils mit hierin, anderntheils in der nicht
richtigen Verwendung liegen hauptsächlich die verschiedenen
Resultate, die bei Anwendung der Cemente erzielt worden sind.
Beim Verbrauch kleinerer Quantitäten Cement wird der-
selbe gewöhnlich, von den Arbeitern aus dem Magazin in
Mollen lose aufgefüllt, nach den Verbrauchsstellen ge-
tragen. Durch diese Art des Transports wird der Cement,
bei der staubartigen Natur desselben, von dem heftigen Wind-
zuge, der namentlich in, im Ausbau begriffenen Gebäuden vor-
handen, aus der Molle abgeweht und dadurch wesentliche Ver-
Jluste herbeigeführt. Statt dieser Mollen sind zum Transport
des Cements, in dergleichen Fällen, Fässer oder Eimer mit
Deckel, am bequemsten in der Gröfse der gewöhnlichen Was-
serfässer oder Eimer, und in gleich gewöhnlicher Art der
Verbindung je zweier dergleichen Fässer, nothwendig zu ver-
wenden.
Sind mehrere Polire mit ihren Arbeiter-Colonnen auf ei-
nem Bau beschäftigt, so ist eine Controlle über den Verbrauch
des Cements um so nothwendiger, als bald Dies er, bald Jener
Cemente aus den Beständen entnimmt. Bei dem Facaden-
Putz eines Cavallerie-Casernements mit Portland-Cement, wurde
diese Controlle zweckmäfsig in der Art erzielt, dafs jeder Polir
im Magazin sein Cement-Conto für jede Woche hatte, und
jeden Sonnabend die mit seiner Mannschaft gefertigte Arbeit
berechnet wurde; die Summe der Quadrat-Ruthen, multiplicirt
mit dem, durch die Erfahrung ermittelten Bedarf Cement pro
Quadrat -Ruthe Putz, ergab dann die Anzahl Tonnen, die er
mit seiner Mannschaft, bei sorgsamem Umgehen mit dem Ce-
ment, verbrauchen konnte.
Diese Controlle ist auf Baustellen, wo den Poliren und
deren Mannschaften, die mit dem Cemente nicht allein sparsam
umgehen, sondern auch für dessen gute Bewahrung auf den
Verbrauchsstellen Sorge tragen sollen, eine Gratification bei
dergleichen Arbeiten zugedacht wird, um so nothwendiger,
als sonst der Maafsstab bei Beurtheilung des Nutzens, welchen
sie‘ dem Bau-Fonds durch ihre Sorgsamkeit gestiftet. fehlen
würde.
Beschaffenheit der, zur Anfertigung eines guten Cement-
Mörtels, erforderlichen Zusatz-Materialien.
Zur Erreichung der bestmöglichsten Resultate bei Ver-
wendung der Cemente gehört nicht allein die gute Beschaf-
fenheit des Cements selbst, sondern auch, dafs die Zusätze
zum Cement-Mörtel von möglichst ausgezeichneter Güte und
Beschaffenheit sind.
Das gewöhnlichste und sehr zweckmäfsige Zusatz-Material
‚st Sand; jedoch nicht jeder Sand ist hierzu brauchbar.
Je nach den Lagerstätten findet man die einzelnen Sand-
xörner bald scharf und eckig, oft rund, bald von ziemlich
gleichem Korn, bald von verschiedener Gröfse, bald rein, ge-
wöhnlich jedoch mit erdigen Theilen vermengt.
Der Quell-, Flufs- und See-Sand ist meistens rein, jedoch
iind die Körner durch die stete Bewegung des Wassers mehr
ıhgerieben, daher meist rund und glatt geschliffen, gemeinig-
lich von ungleicher Gröfse und auch oft mit vielen Schlamm-
‘heilchen vermischt,
Der Gruben- und Berg-Sand ist in der Regel scharf
und eckig, von ziemlich gleichem Korn, meistens jedoch mit
vielen erdigen Theilen vermengt.
Gruben-Sand, aus reinen glänzenden Quarzkörnern be-
stehend, wird, wo sich dieser findet, dem Flufs-Sande vorzu-
ziehen sein, da dessen mehr eckige, scharfkantige Körner dem
Jemente mehr Oberfläche zum Anhängen und Festhalten dar-
»leten, als die kugelförmigen Körner; und da ein Körper desto
schwerer zu trennen, je gröfser seine Bruchfläche ist, so setzen
die eckigen Sandkörner auch der trennenden Kraft einen grö-
(seren Widerstand entgegen als die runden.
Die gewöhnlichen Proben bei Beurtheilung der Güte des
Sandes sind folgende:
Der Sand wird im Allgemeinen für gut erachtet werden
können, wenn man etwas davon in die flache Hand nimmt,
oder auf ein Blatt reines, weißes Papier schüttet und reibt,
der Sand hierbei sich scharf anfühlt, knirscht und beim Weg-
werfen aus der Hand, oder vom Papier, keinen Staub oder
sonstige. Unreinigkeiten zurückläfst.
Viele erproben die Güte des Sandes nebenbei noch da-
lurch, dafs man in ein Glas Wasser etwas Sand schüttet, die-
sen tüchtig umrührt und dann zusieht, ob er das Wasser be-
leutend trübt und färbt, oder nicht.
Bevor der als gut‘ erprobte Sand zum Cement-Mörtel
verwendet wird, müssen die groben Körner und sonstigen
Irdklümpchen durch Sieben entfernt, und wenn der Sand
ıicht ohnehin frei von erdigen Bestandtheilen ist, was wohl
selten der Fall sein möchte, so mufs derselbe noch vor dem
Gebrauch gewaschen und dadurch der erdigen Theile be-
’aubt werden.
Dieses Waschen des Sandes ist durchaus nothwendig, und
kann bei gröfseren Quantitäten füglich in der Art ausreichend
‚orgenommen werden, dafs man den Sand in einen gereinig-
en Kalkkasten schüttet, Wasser darauf gieflst, mit einem
stumpfen Besen den Sand tüchtig umrührt, und das getrübte
Wasser sodann rasch abgiefst. Dies Uebergiefsen des Sandes
mit Wasser wird fortgesetzt, bis das Wasser klar und rein
oleibt, was bei an und für sich so ziemlich reinem Sande etwa
aach 3maligem Aufgiefsen eintritt.
Nach diesem Waschen auf Bretter-Unterlagen, unter einer
Bedachung ausgebreitet und möglichst getrocknet, eignet er
sich dann vorzüglich als Zusatz zum Cement-Mörtel.
See-Sand mufs, zu Luftmörtel verwendet, vorzugsweise
gut ausgewaschen werden, um die Salztheile zu entfernen, die
sonst den Cement-Mörtel, namentlich zum äufsern Putz, durch
Anziehung der Feuchtigkeit aus der Luft, in seiner Erhärtung
beeinträchtigen würden.