Full text: Practische Anleitung zur Anwendung der Cemente zu baulichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und Kunst-Gegenständen

beeilt diese abzustellen, so würde alsbald die Zerstörung des 
Mauerwerks die Folge sein. 
Bei gelockerten Fugen und Rissen in solchem Mauerwerk 
bemerkt man daher nur ab und zu ein Ein- und Ausströmen 
des Wassers, während bei Quellen in einem Mauerwerk ein 
fortgesetztes Wasserausströmen stattfindet, was darin seinen 
Srund hat, dafs die inneren Spaltungen des Mauerwerks, aus 
welchen Quellen hervordringen, mit höher liegenden Wasser- 
behältern in Verbindung stehen, und diese Quellen mit ge- 
ringerem oder gröfßserem Druck ganz besonders geeignet sind, 
das Mauerwerk bald zu zerstören. 
Die Art und Weise, wie man anfänglich bei Wasserbau- 
werken in Frankreich die Ausfüllung von Rissen und Ver- 
stopfung von Quellen durch Cement- Mörtel bewirkte, besteht 
‘n Folgendem *): 
Um die Spalten eines Mauerwerks besser mit Mörtel fül- 
;‚en zu können, erweiterte man äufserlich an einer geeigneten 
Stelle den Spalt oder Rifs, reinigte das Loch von den los- 
zemeifselten Steinbrocken und entfernte den Kalkstaub mit- 
telst eines Blasebalgs mit langem Rohr. 
Indem man so Alles für die Ausfüllung mit Mörtel vor- 
bereitet hatte, wurde die Pumpe im untern, konisch bearbei- 
jeten Theil mittelst eines hölzernen Stöpsels geschlossen, und 
sodann ein halbflüssiger Mörtel bis etwa 0,12 Meter Höhe in 
Jie Pumpe eingeschüttet. Der Ingenieur Raynal wandte 
aierzu einen Mörtel von 4 Theilen ungelöschtem Kalk und 
5 Theilen Puzzolane an. Auf den Mörtel legte man eine Werg- 
age und setzte dann den Kolben auf. Zwei Arbeiter falsten 
die Pumpe an den beiden eisernen Handhaben und brachten 
sie in horizontale Lage, umwickelten das konische Ende der 
Pumpe gut mit Hanf oder Werg, lösten den Stöpsel, welcher 
unten die Pumpe schlofs, und setzten diese in die für die 
Ausfüllung vorbereitete Oeffnung der Spalte. Man befestigte 
das eingesetzte Pumpenrohr hierauf durch einige Hammer- 
schläge so, dafs das umwickelte Werg das Loch äulfserlich 
völlig dichtete. Ein Maurer hielt jetzt die Kolbenstange der 
Pumpe mit der linken Hand, während er mit der rechten 
zuerst schwächere, dann sehr heftige Schläge mit einem höl- 
zernen Hammer auf die Kolbenstange führte. 
Bei neuer Füllung der Pumpenröhre mit Mörtel wurde 
dieselbe aus der Oeffnung herausgenommen, der Kolben zurück- 
gezogen und der früher auf die Mörtelschicht gelegte Werg- 
pfropfen mittelst eines eisernen, einem Ladestock ähnlichen 
Stabes entfernt, indem man ihn zuvor durch die untere Oeff- 
nung des Pumpenrohrs hervorstiefß. Die neue Füllung der 
Pumpe mit Mörtel geschah nun in gleicher Weise wie oben 
beschrieben, und man setzte das Einpressen des Mörtels so 
lange fort, bis alle Richtungen der Spalten mit Mörtel gefüllt 
waren, welches man zuletzt an dem Hervorquellen des Mör- 
tels unten an der Pumpenröhre, sowie an den nicht erwei- 
terten Theilen der Spalten erkennen konnte. 
Nach Herausnahme des Pumpenrohrs wurde die erwei- 
terte Oeffnung, in welche dasselbe eingesetzt gewesen, in 
Cement vermauert, 
Diese Methode, wobei die Pumpe eine horizontale oder 
verticale Lage erhalten kann, ist insbesondere auch beim Ver- 
stopfen von Rissen in gewölbten Aquäduceten, um die steten 
Durchsickerungen unterhalb der Bögen zu entfernen, mit aus- 
gezeichneten Erfolgen angewendet worden. 
Bei Ausführung dieser älteren Methode sind noch fol- 
zende beachtenswerthe Erfahrungen gemacht worden: 
Anfangs hatte man den hölzernen Kolben von gleichem 
Durchmesser wie den des Pumpenrohrs gemacht, und den 
*) Annales des ponts et chaussges, 1. ser. 1837. pp. 50 sequ. 
Kolben unmittelbar auf den Mörtel gesetzt. Dadurch ent- 
:tanden mehrfache Uebelstände und Zeitverlust; denn so dicht- 
‚chliefsend auch der Kolben im Pumpenrohr sein mochte, so 
var die Bohrung desselben in allen Querschnitten doch-nicht 
zenau rund, und der Mörtel drang dann, wenn er stark com- 
jrimirt wurde, zwischen dem Kolben und der Wandung des 
)umpenrohrs hervor; und wenn nun der Kolben bis auf den 
rund gestofsen war, so hielt es schwer, denselben wieder 
zurückzuziehen, weil das Quellen des Holzes und einzelne 
Mörteltheile dies erschwerten. 
Diese Uebelstände wurden dadurch beseitigt, dafs man 
ırstens den Kolben etwas kleiner als den Durchmesser des 
>umpenrohrs fertigte, und zweitens den Kolben nicht unmit- 
elbar auf den Mörtel setzte, sondern zwischen Mörtel und 
Kolben einen starken Wergpfropfen legte. Bei dem Zusammen- 
»ressen des Mörtels dehnte sich das Werg aus, schlofs fest an 
Jjas Pumpenrohr an und liefs Mörteltheile nicht hindurch. 
Es kam oftmals vor, dafs der Kolben bei jedem Hammer- 
schlage 0,08 bis 0,10 Meter in dem Pumpenrohr vordrang, aber 
'ast augenblicklich wieder zurückschnellte. Diese Erscheinung 
nag wohl darin ihren Grund haben, dafs Luft comprimirt 
yurde, und diese, keinen Ausweg findend, den Kolben nun 
zurückschnellte. Man mufste daher Bedacht nehmen, der Luft 
Jurch ein Rohr einen Ausweg zu verschaffen. 
Bei hölzernen Pumpenröhren tritt nicht selten der Uebel. 
stand ein, dafs durch die Pressung, bei fortgesetzten Schlägen 
ıuf den Kolben, das Pumpenrohr Risse bekommt, durch welche 
ler Mörtel sich dann einen Ausweg sucht. Werden sonach 
?umpenröhren von Holz angewendet, so müssen diese mit eiser- 
ıen Bändern versehen sein. Der Ingenieur Raynal liefs die 
angewendeten hölzernen Pumpenröhren in ganzer Länge mit 
spiralförmig umwundenen eisernen Bändern versehen. 
Sämmtliche bisher angeführten Anwendungen haben das 
Üharakteristische, dafs Cement-Mörtel bei denselben durch 
Stofs eingeprefst wurde; der Widerstand hierbei richtet sich 
ıach der Weite der auszufüllenden Oeffnungen, sowie nach 
der Steifigkeit der einzupressenden Masse, und wird besonders 
noch durch die Incompressibilität des in den Oeffnungen bereits 
vorhandenen Wassers hervorgebracht. 
Bei einem Reservoir zu Grosbois, im Kanal de Bourgogne, 
wurde von Collin statt der stofsweisen Wirkung der Druck- 
jumpe, die stete gleichmäfsige vorgezogen, weil durch 
:anz flüssigen Mörtel nicht sehr weite Oeffnungen eines Spaltes 
‚uszufüllen waren, welcher sich auf 22 Meter Höhe in einer 
Jfermauer zeigte, und von welchem man glaubte, dafs er in 
ler Form, wie er bemerkt wurde, zur Ruhe gekommen sei. 
Es wurde die in Fig. 4 bis 8, Bl. 5, dargestellte Pumpe 
aierbei angewendet, welche aus einem gufseisernen Stiefel von 
1,09 Meter Länge bei 0,078 Meter lichter Weite mit konischem 
angeschraubten Mundstück besteht, das unten 0,01 Meter Weite 
hat. Der Kolben hat Hanfliederung zwischen zwei Ledern und 
zwei Metallscheiben, welche gehörig zusammengeschraubt wer- 
len können. Beim Füllen kann die untere Oeffnung durch einen 
>ropf f Fig. 5, geschlossen werden. Beim Injiciren ist die 
7?umpe in eine Blechdüse m, Fig. 8, eingesetzt, die gehörig in 
lie Oeffnung eingebracht und, wie die Figur zeigt, befestigt 
ist. Ueber dem Kolben erhebt sich eine Kolbenstange d, welche 
auf beiden Seiten mit Zähnen versehen ist; auf der einen Seite 
wird sie durch die Treibklinke des Hebels A von circa 2 Meter 
Länge, auf der andern durch eine Sperrfeder ergriffen, und 
‚heils am Rückgange verhindert, theils in Berührung mit dem 
Druckhebel erhalten. Der Ansatz @ in der vorderen Ansicht 
der Pumpe Fig. 4 und im Querschnitt der Pumpe Fig. 5 ent- 
hält den Stützpunkt für den Druckhebel, sowie die Sperr- 
klinke. %, % in Fig. 5 sind Handhaben zum Regieren der Pumpe. 
N ist eine Holzunterlage, um die Pumpe aufzusetzen, bevor
	        
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