Zeitung der Universität Stuttgart
AO U? Oo, 02
StuttsareNr 30/ April 1987
| ram
Auto-Aufkleber
für Ordinarien
Das Bundesverfassungsge-
iicht hat den Hochschulen auf-
Jgetragen, die Differenzierung in
der Professorenschaft hinrei-
;hend zu verdeutlichen. Aus
diesem Grund bietet das Wis-
senschaftsministerium ab dem
1.4.1987 einen Auto-Aufkleber
für Ordinarien an. Er trägt im
schwarz-weißen Oval die Insig-
nien „C 4“ und ist graphisch an
die gut eingeführten Aufkleber
‚CD“ und „CC“ angelehnt. Be-
stellungen sind an die Presse-
und Informationsstelle der Uni-
versität Stuttgart zu richten.
.. nz si Z-tschriftenstel'n
Rätsel um den „Grünen Feuerdrachen” gelöst: ) Franz
Biochemiker Effenberger:
DO ist = = 4
bestätigen ISUNEUEF © |.
Be EL
alte Berichte Rektor
ZClbo 670
Prof. Dr. Franz Effenberger ist
neuer Rektor der Universität
Stuttgart. Der Große Senat ent-
schied sich im Januar mit großer
Mehrheit für den 57 Jahre alten
Seschäftsführenden Direktor des
Instituts für Organische Chemie,
Biochemie und Isotopenforschung.
zffenberger tritt damit die Nach-
'olge des im vergangenen No-
‚ember verstorbenen Rektors
Prof. Dr. Hartmut Zwicker an, dem
ar von 1980 bis 1986 als Prorektor
Ur Forschung zur Seite gestan-
len hatte.
:ranz Effenberger wurde 1930 in
aäoldenstein/Nordmähren gebo-
‚en und verbrachte über 15 Jahre
jeiner Jugend in der Nähe von
\ugsburg. Nach dem Studium der
7hemie in Stuttgart promovierte
ınd habilitierte er sich in Stuttgart
ınd arbeitete danach einige Jahre
n den USA. Seit 1971 ist er Profes-
;or der Universität in Stuttgart und
rertritt die Organische Chemie. In
Jen 70er Jahren arbeitete er unter
anderem intensiv an der Reform
von Dr. Joachim Hoenes
Zerichte über feuerspeiende Dra-
>hen finden sich häufig in der älte-
en Literatur, z.B. in der Siegfried-
;age oder in Berichten über Tat-
zeiwürmer in den Alpen. Das Zeit:
alter der „Aufklärung“ und des
Rationalismus“, vollends abeı
las „naturwissenschaftliche Den-
ten“ haben diese Berichte in das
zeich der Fabeln verwiesen. Heut:
‚utage kommen Feuerdrachen
ıur noch in Kinderbüchern vor. Die
3egründungen für diese Her-
ıbwürdigung alter Berichte sind
ıllerdings alles andere als natur-
vissenschaftlich: Zum einen wer-
Jen die Berichte nicht akzeptiert,
ja „es ja keine Drachen gibt“ Hier
vird offensichtlich aus der fehlen-
len eigenen Anschauung auf die
lichtexistenz geschlossen. Zum
ınderen wird argumentiert, daß
euerspeiende Lebewesen bio-
‚hemisch unmöglich seien, ohne
laß ein Beweis für die Unmöglich-
jeit gegeben wird.
n folgenden soll über die Bioche-
nie der tatsächlich lebenden Spe-
jes „Chlorodraco ignifer“ oder
arüner Feuerdrache“ berichtet
verden. Es handelt sich bei die-
‚em Bericht um eine Zusammen-
assung jahrelanger Arbeiten des
nstitute of Experimental Draco-
1gy“. Wegen der Gefährdung des
Uni Stuttgart
auf Hannover-
Messe
ıusstellten. Die Hoffnungen der
3iotechnologen auf eine Äthanol-
»roduktion aus Luft und Licht zer-
schlugen sich allerdings, da kulti-
jierte Algen kein Äthanol produ-
zierten, während frisch aus Haut-
‚ellen isolierte Algen bis zu 50%
jes aufgenommenen Kohlendio-
dids zu Äthanol umsetzten.
Hormon Thyroxin
Jmfangreiche enzymologische
Jntersuchungen ergaben, daß die
3ymbionten vom Drachen durct
jas Schilddrüsenhormon Thyro
{in am natürlichen Glucoseaufbau
jehindert werden, stattdesser
Athanol mit Hilfe eines vom Dra-
>hen gelieferten Enzyms herstel-
en und dem Drachen zusätzlich
Sauerstoff liefern. Diese Symbiose
arklärt genau das Verhalten von
jrennstoffbedürftigen Drachen:
Sie legen sich für einige Stunden in
jie Sonne und reduzieren dabei
;ogar ihre Atmung beträchtlich!
nteressanterweise wurden durch
liese Ergebnisse die Zweifel an
jen Erzählungen über feuer-
;peiende Tatzelwürmer in den
\lpen bestätigt. In Jodmangelge-
»ieten sind Feuerdrachen -wenn
;je dort überhaupt existieren-
vegen Thyroxinmangels nicht zum
-euerspeien fähig.
Mit drei Instituten war die Universi-
tät Stuttgart auf der weltgrößten In-
dustriemesse in Hannover vertre-
ten, die vom 1.-8. April 1987 statt-
fand. In der Halle Forschung und
Technologie zeigten die Institute
für Plasmaforschung, Technische
Optik und für Steuerungstechnik
der Werkzeugmaschinen und Fer-
tigungseinrichtungen neueste
‚-orschungsergebnisse. Es war die
achte Messeteilnahme in Hanno-
/er und geschah wiederum mit ei-
em Gemeinschaftsstand mit der
Jniversität Karlsruhe. (Weitere Be-
richte auf den S. 2 und 3.)
Drei Fragenkreise
die biochemischen Probleme, die
in feuerspeiendes Tier stellt, las-
‘en sich zwanglos in drei Fragen
zliedern: 1) Weicher Brennstoff
vird verwendet?, 2) Wie wird er
Jiosynthetisiert?, 3) Wie erfolgt die
Zündung?
Brennstofftank
die erste Frage ließ sich sehr ein-
ach klären. Drachen besitzen im
untersten Teil ihres Halses eine
Speicherblase, die über einen
Ausführgang mit der Luftröhre ver-
bunden ist. Aus diesem „Brenn-
ztofftank“ konnte eine farblose
eicht bewegliche, brennbare Flüs-
sigkeit gewonnen werden. Bereits
das verblüffend einfache NMR-
Spektrum dieser Substanz erlaubt
aine eindeutige Identifizierung: Es
1andelt sich um ein Äthanol/Was-
ser-Gemisch mit ca. 60 Volumen-
arozent. Mischungen dieses Treib-
stoffes mit der Ausatemluft (ca
‚5% Sauerstoff) sind leicht ent-
zündlich
les Chemiestudiums mit. In seiner
Zeit als Prorektor für Forschung
jetzte er sich u.a. sehr stark für den
\ufbau des Schwerpunktes Bio-
r‚erfahrenstechnik ein. Privat ist
1er begeisterte Skifahrer auch
ı1eute noch als Skilehrer und in der
Neiterbildung anderer Skilehrer
ıktiv.
komplettiert wurde das Rektorat
n Februar. Auf Vorschlag des
1euen Rektors wurden dabei vom
äroßen Senat die seit Oktober
986 amtierenden Prorektoren
’rof. Dr. Philipp Hartl für den Be-
eich Forschung und Prof. Dr. Gün-
er Pritschow für den Bereich Leh-
e mit großer Mehrheit in ihren Äm-
ern bestätigt. Die Amtszeit des
Aektorats, zu dem als viertes Mit-
Jlied Kanzler Jürgen Blum gehört,
.äuft bis Ende September 1988.
L.B.
Schwierige Experimente
Jas Zündproblem erwies sich als
»xperimentell besonders schwie-
ig. Zwar war schon früh die
3edeutung einer Rachendrüse als
Z7ündorgan erkannt worden, doch
jelang es nicht, den Inhalt dieser
)rüse zu gewinnen. Regelmäßig
ırfolgten explosionsartige Zerset-
:ungen. Erst von einem kränkeln-
lien Drachen, der nicht zum Flam-
nenspeien fähig war, obwohl eı
ı1ormal Äthanol produzierte.
connte Zündflüssigkeit gewonnen
verden, Es handelte sich hierbei
ım dasselbe Gemisch von 10%
Aydrochinon und 25% Wasser-
stoffperoxid, das der Bombardier-
käfer zur Feindabwehr benutzt.
Photosynthese
Nie Fütterungsversuche mit
‚adioaktiv markierter Glucose
argaben, entsteht der Äthanol des
Irachen nicht durch alkoholische
aärung, sondern in einem lichtab-
hänigen Prozeß. Die Zahl der Flam-
men pro Tag und Drache nimmt mit
jer Beleuchtungsstärke zu; unter-
1alb einer Mindeststärke speien
lie Drachen keine Flammen mehr
ınd bleichen sogar aus. Durch
zinsatz von radioaktivem Kohlen-
lioxid konnte die Hypothese einer
’)hotosynthese mit Endprodukt
\thanol bewiesen werden. Die Kin-
lerbücher haben also recht: Dra-
:hen müssen grün sein. Die Pho-
asynthese findet in Organellen der
)rachenhaut statt, die sich als
ymbiontisch lebende Blaualgen
18er Art Oscillatoria draconis“ her:
Lothar Späth besichtigte Cray-2'
Ein besonderes Schmuckstück baden-württembergischer Forschungspolitik
nahm Ministerpräsident Lothar Späth Anfang Februar vor Ort persönlich in Augen-
Schein: den Höchstleistungsrechner Cray-2, der sechste seiner Art und der erste
außerhalb der USA. Er hat seit Herbst vergangenen Jahres seinen Platz im Rechen-
zentrum der Universität Stuttgart. Die Cray-2 ermöglicht in Verbindung mit zahlrei-
°hen Vorrechnern Berechnungen und Simulationen, von denen bisher die
Nissenschaftler lediglich zu träumen wagten. Der Rechner soll sowohl der
Nissenschaft wie auch der Wirtschaft zur Verfüaguna stehen Foto: MPA
Diese Lösung wurde durch Zumi
schung von Peroxidase zur Explo-
on gebracht, wobei sich de!
Jberschuß an Peroxid zu Sauer.
stoff und Wasser zersetzte und die
7ündtemperatur des Äthanol/Luft-
Redaktions-
schluß für die
nächste Aus-
gabe: 27.4.87
Fortsetzung auf S. 2)