Full text: Stuttgarter Uni-Kurier (30/33, 1987)

Dezember 1987 
Stuttgarter Uni-Kurier 
Er entwickelte den Kohlenstaubmotor 
Prof. Dr. Josef Jelicka starb im Alter von 88 Jahren 
Am 1.August dieses Jahres 
starb 0. Prof. em. Dr.-Ing. habil. 
Josef Jehlicka im Alter von 88 
Jahren, ein Hochschullehrer, der 
seit 1934 unzählige Maschinen- 
baustudenten in den Fächern 
Technische Mechanik, Kolben- 
maschinen, Getriebelehre, Kälte- 
maschinen, stationäre Dieselmo- 
toren, Patentrecht, Feinwerk- 
technik und Schwingungslehre 
unterrichtet hat. 
die Vorlesung Feinwerktechnik im 
Rahmen der Konstruktionslehre 
ibernahm. Im Jahre 1957 wurde er 
auf den neu geschaffenen Lehr- 
stuhl für Ortsfeste Kolbenmaschi- 
nen an der damaligen Technischen 
Hochschule Stuttgart berufen. 
Konstruktion 
Neben seiner Lehrtätigkeit an der 
TH Karlsruhe, die er auch in den 
lolgenden Jahren weiterführte, 
konnte er nun seine akademische 
Lehrtätigkeit in vollem Umfang wie- 
der aufnehmen. Er sammelte in 
Stuttgart rasch eine wachsende 
Zahl interessierter Schüler und Mit- 
arbeiter um sich. Schwerpunk 
jeiner Arbeit war die Konstruktion 
Dei der sich die Beherrschung de! 
vissenschaftlichen Grundlagen mi: 
Kreativität paaren muß. Dabei ka: 
nen ihm seine große Erfahrung aus 
wrfolgreicher Industrietätigkeit so: 
vie seine Begabung als Lehrer unc 
zrzieher sehr zustatten. Neben de: 
undierten fachlichen Ausbildung 
jeiner Studenten und der wissen- 
ichaftlichen Betreuung seiner Mit 
arbeiter war ihm auch die Entwick 
ung ihrer Talente und die Festi 
Jung ihrer Persönlichkeit ein gro- 
3es Anliegen. Im Kollegenkreis 
vurde seine Hilfsbereitschaft sehr 
Jeschätzt, sein sachliches Urteil 
var sehr gefragt. 1963 war er De 
<an der Fakultät Maschinenwesen. 
Josef Jehlicka wurde am 21. Juli 
1899 in Neutitschein/Mähren gebo- 
ren. Nach dem 1. Weltkrieg, an dem 
er zuletzt als k. u. k. Leutnant de! 
Österreichischen Infanterie teil 
nahm, studierte er an deı 
Deutschen Technischen Hochschu- 
le in Brünn. Danach begann eı 
seinen beruflichen Weg als Kon- 
strukteur für Schiffs- und Landdie- 
selmotorenbau bei der Danziger 
Werft. Damit war die Arbeitsrich- 
tung für sein ganzes Leben festge- 
legt, die ihn immer wieder aufs 
neue fesselte und in der er dann 
außerordentlich erfolgreich war. 
Diese Tätigkeit unterbrach er 1929, 
um als wissenschaftlicher Assistent 
am Lehrstuhl für Schiffsmaschinen- 
Dau bei Prof. Dr.-Ing. Rembold an 
der Technischen Hochschule Dan- 
zig zu arbeiten. 1930 erfolgte die 
Promotion mit der Arbeit „Störun- 
gen des Massenausgleichs bei 
Mehrzylindermotoren durch Tor- 
sionsschwingungen“ und 1934 
seine Habilitation mit einer Arbeit zu 
‚Fundamentschwingungen bei 
Schiffsmotoren“ 
’rof. Dr. Josef Jelicka 
C«ohlenstaubmotors, eine Entwick- 
ıng, die bis in die Kriegszeit an- 
auerte und die er nach seiner 
‚meritierung in Stuttgart — ange- 
ichts der Energiekrisen — wiedeı 
ufnahm. 
7337 wurde ihm parallel zu seiner 
dustrietätigkeit der Lehrstuhl für 
‚Olbenmaschinen an der 
'eutschen Technischen Hochschu- 
3 in Brünn übertragen. 1940 erfolg- 
3 seine Ernennung zum ordentli- 
hen Mitglied der Deutschen Aka- 
emie der Wissenschaften in Prag 
nd 1945 die Wahl zum Rektor der 
)eutschen Technischen Hochschu- 
a in Brünn. 
Kohlenstaubmotor 
Nach seiner Emeritierung 1967 
ührte er die Geschäfte noch bis zur 
3erufung seines Nachfoigers Prof. 
luber im Jahre 1970 weiter. Auch 
ı seinem Ruhestand war er noch in 
:orschung und- Lehre aktiv. 
;chwerpunkt seiner Arbeit war die 
Veiterentwicklung des Kohlen- 
‚taubmotors. Aufbauend auf seinen 
\rbeiten in der Vorkriegs- und 
Criegszeit untersuchte er bis zuletzt 
lie Möglichkeiten zur Einbringung 
ies Kohlenstaubs in den Brenn- 
aum. Unzählige Studenten der 
echnischen Hochschulen in Dan- 
ig, Brünn, Karlsruhe und Stuttgart 
‚owie zahlreiche Mitarbeiter, Dok- 
oranden und Kollegen gedenken 
lankbar eines sehr geschätzten 
iochschullehrers. 
Ulf Essers 
Wechsel nach Stuttgart 
Pädagogisches Talent 
Jehlicka bewies schon als junger 
Assistent hervorragende wissen- 
schaftliche Fähigkeiten und beson- 
dere pädagogische Veranlagung. 
Er erhielt sehr früh einen Lehrauf- 
trag für Technische Mechanik, eine 
außerordentlich anspruchsvolle 
Vorlesung. 1935 verließ er die 
Hochschule, um sich ganz der Indu- 
strietätigkeit zu widmen. Er wurde 
Chefkonstrukteur bei der 1. Brünner 
Maschinenfabrik und Brünner-Kö- 
nigsfelder Maschinenfabrik. Hier 
begann er unter anderem mit der 
außerordentlich interessanten Ent- 
wicklung eines kompressorlosen 
Ait Ende des Krieges wurde er aus 
ler Tschechoslowakei ausgewie- 
‚en und teilte gemeinsam mit 
einer Frau und seinem Sohn das 
.chwere Schicksal vieler Flüchtlin- 
e in diesen Tagen. Dank seines 
andwerklichen Geschicks und 
einer kraftvollen Lebenseinstel- 
ıng meisterte er die folgenden Jah- 
3 und übernahm 1949 bei der Fir- 
1a Heinkel AG in Stuttgart-Zuffen- 
ausen interessante Aufgaben in 
‚er Motorentwicklung. Hier konstru- 
arte er unter anderem den sehr 
€ekannt gewordenen Motor des 
{einkel-Rollers. 1954 wurde er zu 
Aitarbeit an der Technischen Hoch- 
schule Karisruhe gewonnen, wo e! 
Absolventen 
verabschiedet 
Kurz & knapp ; 
Das Zentrum für Infrastruktur- 
»lanung der Universität Stuttgart 
'’ührt seit 1983 ein Aufbaustu- 
Jium speziell für Bauingenieure 
ınd. Architekten aus Ländern 
jer Dritten Welt durch. Die 
Interrichtssprache ist Englisch. 
)jie Eingangsqualifikation der 
3ewerber ist ein „Bachelor in 
ingineering“ oder „Bachelor 
n Architecture“. Der Aufbaustu- 
liengang dauert jeweils zwei 
ahre und schließt mit einem 
Master of Infrastruture Plan- 
ıing“ ab, der von der Universität 
stuttgart verliehen wird. 
vicklung — Regionalentwicklung 
ind Verkehrswesen — Projektpla: 
ı1ung und Durchführung. 
Das Orchester des Allmandring- 
wohnheims im Uni-Gelände Pfaf- 
lenwald sucht Verstärkung. Will- 
«ommen sind alle Blas- (Bässe, 
Trompeten, Flügel-, Tenorhörner, 
Posaunen, Kiarinetten, Saxopho- 
ne...) und Rhythmusinstrumente 
Das Repertoire reicht von Mär- 
schen über Unterhaltungsstücke 
bis hin zu Biues und Rock’n Roll, 
also solche Stücke, die auch in 
jedem Musikverein gespielt wer- 
den. Wer jetzt Lust bekommen hat, 
mitzumachen, ‘sollte doch einfach 
mal in der Probe vorbeischauen. 
Normalerweise wird geprobt mitt- 
wochs ab halb acht abends im 
Musikraum des Allmandringwohn- 
heims unter der Mensa in Vaihin- 
gen. Es empfiehlt sich jedoch, sich 
vorher telefonisch oder direkt bei 
Roland Müller, Allmandring 10b16, 
Tel.683613 oder Hans-Peter 
Mönch, Allmandring 12c1, 
Tel.6874479 über den Proben- 
‚aum zu erkundigen. Selbstver- 
Ständlich beantworten sie auch alle 
anderen Fragen, die Ihr vielleicht 
210Och habt 
Jer zweijährige Studiengang ist für 
;0 Studenten ausgelegt. Es bewer 
jen sich jeweils 250 bis 300 Stu 
jenten aus Lateinamerika, Afrik& 
ınd Asien. Die meisten der ange- 
ommenen Studenten erhalten für 
len Aufenthalt Stipendien von deı 
zundesrepublik Deutschland, ins 
v‚esondere vom Deutschen Akade- 
nischen Austauschdienst, vom 
zundesministerium für wirtschaft- 
che Zusammenarbeit, von deı 
Jeutschen Stiftung für internationa- 
e Entwicklung, vom Ökumenischer, 
studienwerk, der Carl Duisberg Ge- 
jellschaft und dem Land Baden- 
Nürttemberag. 
ijeses Studienangebot ist in seiner 
ıhaltlichen Konzeption, seinem 
4aster-Titel als Abschluß und Eng- 
sch als Unterrichtssprache einma- 
Jg in der Bundesrepublik Deutsch- 
ınd. Die Universität Stuttgart will 
it diesem speziellen Studienange- 
ot Ingenieuren und Architekten 
‚us der Dritten Welt die Möglichkeit 
ıeben, vertiefende Kenntnisse und 
Zrfahrungen zur Lösung der Ent- 
vicklungsprobleme in den jeweili- 
jen Heimatländern zu erwerben. 
Jas Studienangebot umfaßt fünf in- 
altliche Schwerpunktbereiche: 
3aukonstruktion — Wasserbau, Ab- 
‚asser und Müllbeseitigung — Städ- 
ebau und ländliche Sieldungsent- 
;nde September wurden in der Uni- 
ersität Stuttgart die Studenten, die 
jen jetzt abgelaufenen zweiter- 
‚urs absolviert haben, in feierli- 
‚hem Rahmen verabschiedet. Die 
1eisten von ihnen kehren Ende des 
Aonats in ihre Heimatländer zu: 
ck, einige wenige sind bereits ab- 
ereist. Anfang Oktober begann der 
Ächste Zweijahreskurs, zu dem 
jeses Mal 34 Studenten aus allen 
’eilen der Welt zugelassen worden 
ind. 
>eILE 
Wechselwirkung zwischen 
Mensch und Computer 
interdisziplinäre Fachtagung „Interact“ 
die elementare Wechselwirkung 
/wischen Mensch und Computer 
n unserer von komplexen Infor- 
nationssystemen geprägten Ar- 
jeitswelt war das zentrale Thema 
Mner viertägigen interdisziplinä- 
'en Fachtagung „Interact 87“ mit 
nternationaler Beteiligung, die 
‚om 1.-4. September in Stuttgar! 
itattfand. Die von der „Internatio- 
1al Federation for Informatior, 
)rocessing (IFIP)“ veranstaltete 
agung wurde organisatorisch 
‚om Fraunhofer-Institut für Ar- 
‚eitswirtschaft und Organisation 
IAO, Leitung Prof. Dr.-Ing. H. J. 
3ullinger) und dem Fraunhofer- 
nstitut für Produktionstechnik 
ınd Automatisierung (IPA, Lei- 
ung Prof. Dr.-Ing. H. J. Warnek- 
(e) betreut. Die Veranstaltung 
1atte es sich zum Ziel gesetzt. 
lie Problematik der Kommunika- 
jon von Mensch und Maschine 
us allen nur denkbaren Blick- 
vinkeln zu beleuchten. 
Technik und Mensch 
Jabei kristallisterten sich unter- 
schiedliche _Betrachtungsweisen 
‚on Designern und Anwendern her: 
ıus. Aus der Sicht der Konstrukteu- 
'e (Designer) genügt es, die neuen 
3enerationen von Computern mil 
ıoch größerer Intelligenz und Logik, 
dDialog-Strukturen und zusammen- 
ängenden Informationen auszu- 
;tatten, um verbesserte Mensch- 
Jomputer Schnittstellen herzustel- 
an. Dabei wird häufig übersehen, 
laß solches Vorgehen kreative 
Zelbstentfaltung, Leistungsmotiva: 
ion und selbständiges Entscheider: 
ntergraben. Die Fähigkeit des Ein- 
einen, Wissen und Erfahrung in 
len Dialog mit dem Computer ein- 
:ubringen, bleibt ungenutzt. Ad- 
1\0c-Aufgaben, die eine unmittelba- 
3 Bewältigung erfordern, führen zu 
’roblemen, weil sie von einer zu 
tarken Formalisierung behinden 
‚erden. Die eigentlich notwendiger 
{andiungsfreiräume eines Mitar 
‚eiters für die rasche und effektive 
Aufgabenabwicklung werden von 
Aoutine und vorprogrammierten LÖ- 
zungen eingeschränkt. Hier hat die 
°orschung, insbesondere die ko 
jnitive Psychologie die Aufgabe 
len Designern Richtlinien und Stra- 
'egien an die Hand zu geben, die 
Jei der Neukonstruktion von Com- 
yutern berücksichtigt werden und 
jem Bediener hernach mehr Flexi- 
yilität und einen erweiterten Ar- 
Jeitsinhalt ermöglichen. 
Hilfsmittel 
Die Forderung nach weniger, dafür 
ausgereifteren Modellen kommt 
auch der Anwenderseite entgegen. 
Domputer sind heute zu einem all- 
äglichen Hilfsmittel geworden und 
;owohl in allen Unternehmensspar- 
an als auch als einfache Versionen 
r zu Hause vertreten. Zwischen 
lem Laien und dem Experten 
itreckt sich eine weite Skala an 
\usbildungsstufen und Qualifikatio- 
en. Obwohl die zukünftigen Com- 
wuter in ergonomischer und psy- 
‚hologisch intuitiver Hinsicht einfa- 
her und anwenderfreundlicher 
verden, sind drei wesentliche Fä- 
igkeiten erforderlich, um in unse- 
er fortschreitend computer-inte- 
ırierten Arbeitswelt bestehen zu 
‚önnen: Kompetenz im entspre- 
:henden Bereich, die Eignung zu 
ıbstraktem, logischen Denken und 
ror allem die Bereitschaft zu konti- 
wierlichem Lernen und mehr „An- 
1assungsweiterbildung“ 
Interdisziplinäre Forschung 
Die vornehmlichste Aufgabe der 
Interact 87“ war es nicht nur, Kon- 
ztrukteure und Anwender zu einem 
Austausch über die neuesten For- 
schungsergebnisse an einen Tisch 
zu bringen, sondern die unterläß- 
ichen peripheren Wissensgebiete 
nit einzuschließen. So konnte man 
60 namhafte Referenten aus aller 
Nelt gewinnen, unter denen sich 
jicht nur Computerspezialisten, 
Programmierer und EDV-Organisa- 
oren befanden, sondern auch Psy- 
;hologen, Sprachforscher, Sinnes- 
»hysiologen, Mathematiker und 
>hilosophen. Das breit gefächerte 
3ujet-Spektrum gliederte sich in 
ünf Schwerpunktgruppen: 
Berücksichtigung menschlicher 
Gegebenheiten bei der Entwick- 
lung von Computersystemen 
Methoden der Konstruktion und 
der Bewertung 
=ntwurf von Schnittstellen zwi- 
schen Mensch und Computer 
3eeinflussung des menschlichen 
Jerhaltens durch den Computer 
Neueste Techniken und ihre An- 
Nendungen. 
Wechselwirkung 
Jie in parallel verlaufenden Sitzun- 
Jen angebotenen Fachvorträge mit 
Diskussion stießen bei den Zuhö- 
ern aus Industrie, Fertigungstech- 
ık, Konstruktion und Verkauf auf 
'eges Interesse. Das Fazit der Ta- 
zung: Nicht nur die Computer müs- 
sen menschengerechter werden, 
sondern auch die Anwender müs- 
zen eine positive, lernbezogene 
zinstellung zur Maschine anstre- 
jen. Es besteht also zwischen bei- 
den eine unabdingbare Verknüp- 
ung 
Delegation russischer Designer 
Jnter der Leitung von Rudolf Tschajanow, Leiter der Abteilung für Leichtindustrie und 
C«onsumgüter des Staatskomitees für Wissenschaft und Technik der UdSSR, 
‚esuchte eine Delegation russischer Designer vom All-Union-Institut für technische 
\sthetik (VNIITE) in Moskau das Forschungs- und Lehrgebiet Technisches Design 
ım Institut für Maschinenkonstruktion und Getriebebau (IMK). Das Interesse der 
ıssischen Gäste richtete sich insbesondere auf die Erfahrungen an der Universität 
stuttgart in der Aus- und Fortbildung von Maschineningenieuren auf dem Gebiet des 
Jesigns von Maschinen und Fahrzeugen, da in der Sowjetunion hierzu ähnliche 
Zinrichtungen und Vorhaben geplant sind.
	        
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