Full text: Stuttgarter Uni-Kurier (30/33, 1987)

Jezember 198. 
Stuttgarter Uni-Kurie" 
Seite 7 
a » = 
Ein Ziel ist der sprechende Computer 
Stuttgart und Tübingen schlossen Kooperationsvertrag 
Der Rektor der Universität Stutt- ınderen Forschungseinrichtun- 
gart, Prof. Dr. Franz Effenberger, Jen, beispielsweise der Fraunho- 
und der Präsident der Universität er Gesellschaft, weiter vertieft und 
Tübingen, Dr.h.c. Adolf Theis, ıusgebaut werden. Neben bereits 
unterzeichneten Ende Oktober xistierenden Zentren für die 
im Senatssaal der Universität ;prachverarbeitungsforschung in 
Stuttgart einen Kooperationsver- jaarbrücken und Hamburg und 
trag. Ziel des Vertrages ist die lem vom Bundesforschungsmini- 
intensivierung der Zusammenar- terium geplanten Center of Excel- 
beit in Forschung und Lehre auf ence soll die Stuttgarter und 
dem Gebiet der Maschinellen übinger Aktivität das vierte Zen- 
Sprachverarbeitung und der na- rum dieser Art in der Bundesrepu- 
türlich-sprachlichen Systeme. lik Deutschland werden. 
Milliarden-Markt 
lährlich werden derzeit 45 Milliar- 
ten Mark weltweit für Übersetzun- 
jen ausgegeben. Die jährliche 
\uwachsrate dieses Marktes liegt 
ei 15 Prozent. Der Sprachen- 
lienst der EG-Kommission umfaßt 
ıllein 1100 Personen und rund 50 
’rozent der Beamten des EG-Par- 
aments sind mit Übersetzungen 
‚eschäftigt. Durch die Erweiterung 
jer Europäischen Gemeinschaft 
Jjibt es derzeit 72 Sprachpaare. 
Quelle: Wochenzeitung „Die Zeit” 
ırom 31.10.1986.) Diese Zahlen und 
je zunehmende Verknüpfung des 
ıternationalen Handels und der 
ıternationalen Kommunikation 
assen den Wunsch vieler besser 
erstehen, Informationen mög- 
chst rasch und möglichst genau 
u übersetzen 
maschinellen Sprachenverarbei- 
ung auch gute Berufaussichten 
ür entsprechend qualifizierte Gei- 
steswissenschaftler. Bereits jetzi 
suchen große Computerfirmen 
1lualifizierte Leute für die sich im 
\ufbau befindlichen Forscher- 
Jruppen. Derzeit arbeiten die 
Stuttgarter Informatiker und Lin- 
Juisten unter anderem gemein- 
am an einem japanisch-deut- 
ichen Übersetzungsprogramm 
Semsyn, ein seit 1983 laufendes 
Projekt, das vom Bundesfor- 
ichungsministerium geförder! 
wird und in Kooperation mit Japan 
äuft. Ziel ist dabei die automa- 
sche Übersetzung von japani- 
chen Zeitschriftentiteln ins 
Jeutsche aus dem spezieller. 
zebiet der Informationstechniken 
udem arbeiten die Stuttgarter 
‚nguisten in Vebindung mit derr 
‘G-Programm Eurotra an Proble 
ı1en der maschinellen Überset- 
‘ung vom Deutschen ins Franzö 
ische. 
Korrekturprogramme 
1ıuf dem Markt werden bereits 
‚utomatische Korrekturpro- 
jramme angeboten. Im Rechner 
st ein Wörterbuch gespeichert 
Venn er ein Wort nicht kennt, gibi 
ır entweder ein akustisches Zei- 
;hen oder korrigiert automatisch. 
m Stadium der Grundlagenfor- 
ichung befinden sich grammati- 
:alische Analysen, mit deren Hilfe 
ler Rechner auch Grammatik und 
3yntaxfehler automatisch korrigie- 
en kann. 
Sprechender Computer 
3innvoll für Behinderte, für Aus- 
‚unftssysteme oder für computer- 
ınterstützten Unterricht ist auch 
jie Entwicklung von Programmen, 
iurch die der Rechner in die Lage 
‚ersetzt wird, eingetippte Sätze 
auszusprechen. Dabei wird nicht 
»twa ein Tonband in Gang gesetzt 
;ondern jedes Wort, jeder Satz 
vird vom Rechner neu erzeugt. 
Abfragen in Muttersprache 
zin wichtiges Projekt ist auch die 
intwicklung von Zugriffsmöglich- 
eiten auf Datenbanken in natürli- 
;her Sprache. Hier arbeiten die 
;tuttgarter Wissenschaftler im Auf- 
‚ag der Europäischen Gemein- 
‚Chaft im Esprit-Programm daran, 
3eschreibungsverfahren zu ent- 
wickeln, die es auch ungeübten 
3enutzern erlauben, eine Daten- 
jank in der jeweiligen Mutter- 
sprache abzufragen. Dies ist vor 
Jroßer Bedeutung zum Beispiel für 
nternationale Institutionen, aber 
An dem Forschungsschwerpunkt 
sind vor allem das Institut für Ma- 
schinelle Sprachverarbeitung der 
Universität Stuttgart (Leitung 
Prof. Dr. Christian Rohrer) und das 
Seminar für natürlich-sprachliche 
Systeme der Universität Tübingen 
(Leitung Prof. Dr. Franz Guenthner) 
beteiligt. Hinzu kommen für Teilge- 
biete aus beiden Universitäten Insti- 
tute etwa der Informatik, der Mathe- 
matik, der Germanistik und Angli- 
stik, der Elektrotechnik und der Fer- 
tigungstechnik. 
Sprachsimulation 
Ziel der Wissenschaftler ist es — 
einfach ausgedrückt — den Compu- 
tern Sprechen beizubringen. Wenn 
Computer rechnen können, warum 
sollen sie dann nicht auch sprechen 
können? Für die Simulation der 
Sprache im Rechner müssen präzi- 
se Beschreibungsverfahren entwik- 
keit werden. Die Linguisten gehen 
davon aus, daß Sprechen ein 
regelgesteuerter Prozeß ist. Der 
Sprecher hat die Möglichkeit, belie- 
big neue Sätze zu bilden, und der 
Hörer kann diese verstehen. Daher 
gehen die Wissenschaftler davon 
aus, daß Sprechen und Hören nach 
relativ allgemeinen Regeln erfol- 
gen, die präzise beschrieben wer- 
den müssen. 
Derzeit laufen bereits eine Reihe 
von Projekten an den beiden Uni- 
versitäten, die von den Linguisten 
Prof. Dr. Christian Rohrer, Stuttgart, 
und Prof. Dr. Franz Günthner, 
Tübingen, mit insgesamt 30 Mit- 
arbeitern betreut werden. Im Zuge 
des neuen Schwerpunktes sollen 
weitere Professoren und Mitarbei- 
ter für die Bereiche Computerlin- 
guistik, formale Logik und Sprach- 
philosophie und für experimentelle 
Phonetik (Akustik) hinzukommen. 
Zudem soll die bereits bestehende 
Kooperation mit z. B. Elektrotechni- 
kern, Anglisten, Linguisten, Infor- 
matikern. mit der Industrie und 
Jnterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen den Universitäten Stuttgart und 
"übingen: im Vordergrund Prof. Dr. Franz Günthner (links) aus Tübingen und Prof. Dr. 
/hristian Rohrer aus Stuttgart. Aufmerksame Beobachter der Tübinger Präsident Dr. 
Adolf Theis (rechts) und der Stuttgarter Rektor Prof. Dr. Franz Effenberger, die zuvor 
ereits das Kooperationsabkommen unterzeichnet hatten. Foto: MPA 
auch für international arbeitende 
:irmen. 
Komplexe Forschung 
Zohrer warnt vor allzu optimisti- 
schen Erfolgsversprechungen 
Es sind außerordentlich kom- 
lexe Forschungen notwendig, um 
zyntaktische und semantische 
Strukturen der verschiedensten 
5prachen zu beschreiben und das 
eweils notwendige Fachwissen zu 
'epräsentieren. Doch er betont, 
laß vor allem die USA und Japan 
Jroße Anstrengungen unterneh- 
nen und die maschinelle Sprach- 
verarbeitung massiv fördern. Dort 
sind Forschungsinstitute mit bis zu 
70 Mitarbeitern keine Seltenheit. 
\uch in Frankreich und in Großbri- 
annien wurden neue Forschungs- 
nstitute auf diesem Gebiet einge- 
ichtet. Zu einer Reihe von diesen 
orschungseinrichtungen unter- 
jalten die Stuttgarter und Tübinger 
Vissenschaftler seit Jahren sehr 
jute Kontakte, insbesondere mit 
ler Stanford University/USA, der 
Jniversität Edinburgh, der Univer- 
;ität Kyoto, der Universität Mar- 
seille und der Universität Amster- 
Jam. 
Beginn 50er Jahre 
.rste theoretische Voraussetzun- 
jen zur maschinellen Sprachvera- 
jeitung wurden bereits Mitte deı 
‚0er Jahre mit Chomski’s transfor- 
nationeller Grammatik geschaf- 
an. Dies war eine rein geisteswis- 
enschaftliche Fragestellung, die 
ich unabhängig von der Rechner- 
ntwicklung vollzog. 
\ls Linguist hat mich seit den 60er 
ahren die Frage sehr interessiert, 
ıwieweit man natürliche Spra- 
:hen präzis beschreiben kann”, 
rklärte Prof. Dr. Christian Rohrer. 
Zelingt eine formale Beschrei- 
‚ung, dann kann diese auch auf 
len Rechner gebracht werden”. 
tohrer betont allerdings, daß die 
ı1aschinelle Sprachverarbeitung 
eute immer noch in den Kinder- 
‚chuhen steckte. „Realistisch 
:ann man heute erst von maschi- 
‚enunterstützten Übersetzungen, 
on maschinenlesbaren Wörter- 
jüchern reden. Auf diesem Gebiet 
nuß noch sehr viel Grundlagenfor- 
‚chung betrieben werden”. 
Gute Berufschancen 
Zohrer sieht auf dem Gebiet der 
Bücherecke... 
Bücherecke. | 
”eter F. Schlottke, Angelika 
ärauer: „Muß der Speck weg?“ 
der Kampf ums Idealgewicht im 
Nandel der Schönheitsideale. Ein 
3uch, in dem das herrschende 
ichönheitsideal — schlank, schlan: 
jer, am Sschlankesten — kritisch 
interfragt wird und in dem Anre- 
ungen geboten werden, sich indi 
‚iduell mit dem Problem auseinan- 
ıerzusetzen. Die Autoren woller 
len Weg zu einer neuen Einstel- 
ung ebnen: Sie hinterfragen allge- 
nein verbreitete Ansichten zum 
‚ermeintlichen Übergewicht und 
nachen Mut, eine individuelle 
Linie“ zu entdecken und zu ihr zu 
stehen. Deutscher Taschenbuch 
Verlag/dtv — Sachbuch. 
Diethard H. Klein, Heike Ros- 
bach: „Stuttgart“, Ein Lesebuch. 
Die Stadt Stuttgart einst und jetzt in 
Sagen und Geschichten, Erinne- 
ungen und Berichten, Briefen und 
äedichten. Husum-Verlag, Post- 
‘ach 1480, 2250 Husum 
<laus Hausmann: „Protozoolo- 
gie“, Georg Thieme Verlag, Stutt- 
art. 
Heinzwerner Preuß: „Atome und 
Aoleküle als Bausteine der Mate- 
je“, eine elementare und unterhait- 
;jame Darstellung unseres Wissens 
über die Materie und wie dieses 
Bildung und Herausforderung sein 
xann. Verlag Sauerländer, ISBN 3- 
7935-5695-6, ISBN 3-7941-2133-3. 
institut für Theoretische Chemie: 
Arbeitsbericht 1987, Nr. 26. 
Y 
„4 7 
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Die Deutsche Bundespost OO) 
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Peter C. Müller, Werner O. 
Schiehlen: Linear Vibrations. Mar- 
tinus Nijhoff Publishers, Dordrecht 
1985, ISBN 90-247-2983-1, 338 
Seiten, 190 Dfl 
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