April 19€
Stuttgarter Uni-Kurıe
Saite -
Zwischen Buddha und Kutta
Reiseerlebnisse im Land der Mitte
von Karl Förster*
Jie Überschrift bedarf wohl kaum
siner Erläuterung: Buddha war,
vie jeder weiß, ein indischer Für-
;stensohn, den nach einer jeu-
jesse doree die Erleuchtung
iberkam. Er wurde dadurch zum
stifter der ersten großen Weltreli-
Jion, die sich insbesondere auch
ı1ach China ausbreitete und dort
ınzählbar viele Klöster und Tem-
‚el hinterließ, die heute zum
jepflegten Kulturgut Chinas
jehören; kein Tourist kommt
jaher um ausgedehnte und häu-
ig wirklich lohnende Besichtigun-
Jen herum. Kutta andererseits,
ınd das sollte mindestens an
ınserer Universität jeder wissen,
nvar Professor in Stuttgart (von
1912 bis 1935), und die Bedeutung
seiner Veröffentlichungen steht in
zinem stupenden Mißverhältnis
zu ihrer geringen Zahl: aus der
ı1umerischen Mathematik sind die
3unge-Kutta-Verfahren nicht weg-
‚udenken, und die Theorie der
Tragflügelprofile verdankt ihm das
zrundilegende KräfteTheorem
ınd die sog. Kutta-Bedingung für
lie Strömung an der Hinterkante.
Als Reisender in Sachen Nume-
ische Strömungsmechanik
commt man also auch um Kutta
ıicht herum, womit die Über-
schrift dieses Berichts vollständig
arklärt wäre.
zs war eine strapaziöse Rund-
'eise, die den Verfasser nach einer
Congreßwoche in Peking für
eweils fünf Vortragstage nach
Adarbin, Shanghai, Changsha und
K’an führte, strapaziös in erster
_inie durch die harschen Klima-
vechsel vom hochsommerlichen
>»eking in den fast mitteleuro-
»;isch-angenehmen hohen Nor-
len, dann in den feuchtigkeitsge-
schwängerten heißen Süden und
und schließlich in die trockene
3ackofenluft des Nordwestens:
ahren Sie nie im Hochsommer
ı1aach China, und wenn der Kon-
jreß noch so wichtig ist! Im Herbst
um Beispiel können Sie alles inte-
essante noch viel besser aufneh-
nen, und davon gibt es eine ganze
Menge.
Moskau des Ostens
3eginnen wir mit Harbin, wohin
nich die dortige Schiffsbauhoch-
schule eingeladen hatte. Es wird
Prof.Dr.-Ing. Karl Förster ist Leiter der
\bteilung Numerische Strömungsme-
;hanik und kommissarischer Leiter
les Instituts für Aerodynamik und Gas-
"vnamik
Kurz und knapp
BB A —————————)
Narteschlangen beim Mittag-
ssen in den Mensen sind für kei-
ıen angenehm. Besonderer An-
rang herrscht zwischen 11.30 und
2.30 Uhr, danach ist es deutlich
3erer. Das Studentenwerk bittet
laher dringend, die Zeit von 12.30
)is 14.00 Uhr stärker zu nutzen.
\us Kostengründen könne für den
äinstündigen Hauptandrang kein
/usätzliches Personal an den Aus-
Jabetheken und Kassen einge-
setzt werden.
äuten Grund zum Feiern hatte das
Jnithekle. Am 13. Februar feierte
lie stundentische Begegnungs-
;tätte im Pfaffenwald ihr fünfjähri-
Jes Bestehen — zünftig mit Freibier
ind Blasmusik. Sein Entstehen
'erdankt das Unithekle dem uner-
nüdlichen Einsatz von Margrit
tautenberg vom Akademischen
\uslandsamt, die sich mit großem
°Ngagement für die Errichtung
lieses studentischen Treffpunktes
ÄNngesetzt hatte und sich auch
leute noch intensiv um „ihr“ Uni-
hekle kümmart
uch das Moskau des Ostens
jenannt, und in der Tat kann man
ich , wenn man sich zwei Drittel
ler Leute in den Straßen weg- und
en Rest mit europäischem
iesichtsschnitt zudenkt, in die ein-
ıcheren Viertel einer russischen
‘tadt versetzt fühlen, so typisch
ıssisch ist der vorwiegend zwei-
Öckige Bebauungsstil. Schließ-
27h gab es in den dreißiger Jahren
uch noch hunderttausend Rus-
an unter der dortigen Bevölke-
ıng- heute dürften es wesentlich
'‚eniger sein-, und wer die noch
5rhandene und geöffnete ortho-
Ooxe Kirche besucht, weiß ich
icht. Insgesamt ist Harbin mit sei-
en für chinesische Verhältnisse
ıcherlich wenigen drei Millionen
nwohnern vorwiegend mand-
5hurischer Herkunft eine gemüt-
>he Provinz-Hauptstadt, in deren
traßenbild die ausnehmend vie-
ın Kneipen auffallen, die durch
ine dem Besen unserer Winzer
argleichbare purpurrot gebän-
lerte Krone auf sich aufmerksam
ıachen: die Harbinesen sind ein
ehr aeselliges Volk
Partner-Uni Shanghai
janz anders Shanghai, The Boi-
ng City! Über seine Einwohner
lagt der China Daily daß sie mit
en Besuchern aus der Provinz
Jıppig umzugehen pflegen - hun-
ertfünfzig Jahre internationale
'’afenstadt scheinen ihre Spuren
interlassen zu haben. Ich selbst
ann mich allerdings über man-
alnde Gastlichkeit in keiner Weise
eklagen, denn ich wurde von der
ochschule, mit der unsere Uni-
arsität einen Partnerschaftsver-
ag hat und mit deren Mechanik-
epartement uns enge fachliche
iteressen verbinden, ebenso lie-
enswürdig wie perfekt betreut.
ber auch als ich mir eine dem
lima angepaßte leichte Hose kau-
ın wollte und westlich-naiv auf
iner vorherigen Anprobe be-
tand, stellte man mir nach länge-
ar Beratung, zu der auch der
‚bteilungsleiter hinzugezogen
verden mußte, eine dunkle Ecke
n Lager zur Verfügung und sogar
och einen Ventilator dazu. Kli-
ıaanlagen in Kaufhäusern für die
evölkerung gehören nämlich
och nicht zu den drei Morderni-
‚jerungen, die seit Deng vorange-
jeben werden.
Zwei Reisernten im Jahr
)hangsha, meine dritte Station, ist
lie Hauntstacdt der Pravinz Hıman
lie ihren Reichtum dem im Über-
luß vorhandenen Wasser ver-
ankt, das im Verein mit dem war-
ı1en Klima zwei Reisernten im Jahr
rmöglicht. Mao ist übrigens hier
jeboren, und nach einem Besuch
ı dem idyllischen Bergtal, in dem
as in Anbetracht der Verhältnisse
ar nicht so ärmliche Gehöft seiner
tern liegt, muß ich sagen: ich an
‚einer Stelle wäre dort geblieben,
ınstatt mich auf den Langen
Aarsch zu machen!
Hupe unverzichtbar
ı Hunan fällt übrigens noch mehr
Is im übrigen China auf, wie sehr
ich der Wohlstand der Bauern
urch die Einführung der freien
1ärkte gehoben hat. Überall sieht
‚an die schmucken, zweige-
chossigen, verputzten Neubau-
an, zum Teil noch neben den alten
armgebäuden und dadurch dop-
elt auffällig. Das erstaunlichste ist
ber, daß niemand unter den
:bhängig Beschäftigten den
sauern den Reichtum neidet;
uviele haben während der Kultur-
evolution am eigenen Leibe erfah-
an, wie schwer und rückenbre-
hend die Arbeit im Reisfeld ist, die
er gesamten Bevölkerung die
rnährung sichert . So regt sich
uch niemand darüber auf, daß die
'auern während der Ernte ganz
albstverständlich die äußeren
eiden Drittel aller Straßen als
ısphaltierte) Tenne benutzen und
er Verkehr: Radfahrer, Fußgänger,
astenträger, Pferde-, Esel- und
\ulifuhrwerke, Traktoren, Lastwa-
en und Taxis, sich noch chaoti-
cher als sonst durch die verblei-
ende, gewundene schmale Gas-
e hindurchquetscht. Einen nur auf
Irei Rädern fahrenden Traktor
abe ich einmal gesehen, aber ein
:ahren ohne Hupe ist in China
‚änzlich undenkbar
Enorme Fortschritte
an war gegenüber dem vielen
orausgegangenen Neuen schon
ast wie ein Wiedersehen mit guten
Iten Bekannten: hier konnten wir
or fünfeinhalb Jahren einen
ırundstein für eine bisher recht
rfolgreiche Zusammenarbeit zwi-
:chen der Stuttgarter Fakultät für
„uft- und Raumfahrtechnik und
jer Luftfahrt-Hochschule Chinas
gegen. X’an war unter dem ersten
taiser Chinas (Chi Wang Di aus
jer Qin-Dynastie noch vor der Zei-
anwende) das Zentrum Chinas
ınd hlieh es his in (unser) enätas
rofessor Tech. h.c. Dipl.-Ing. Karl Tuffentsammer, Direktor des Instituts
ir Werkzeugmaschinen, ist während des von ihm organisierten Besu-
hes von Professoren und Mitarbeitern von fünf Instituten unserer Univer-
tät mit den jeweiligen Partnerinstituten der Politechnika Wroclawska
ler früheren TH Breslau) mit der nur sehr selten verliehenen Goldenen
uszeichnung der Politechnika Wroclawska für besondere Verdienste
m die Politechnika Wroclawska geehrt worden. Professor Tuffentsam-
\er hat vor 18 Jahren die Zusammenarbeit auf persönlicher und dann auf
stitutsebene begründet und gilt an beiden Partnerhochschulen als Ini-
ator und engagierter Beauftragter für die Pflege und Betreuung des seit
381 bestehenden Kooperationsvertrags zwischen beiden Hochschulen.
je Auszeichnung überreichte der Rektor Prof. Dr.-Ing. habil. Jan Kmita
echts) im Beisein von Prof. Dr. Günter Pritschow. Prorektor der Universi-
+4 3tuttaart
ypisches chinesisches Straßenbild
Aittelalter. Trommelturm, Glocken-
urm, Moschee, Wildgans-Pagode
ınd vor allem die das Grab des
}rsten Kaisers bewachende
\ırmee von 6000 überlebensgro-
jen Ton-Soldaten sind die touristi-
ichen Höhepunkte dieser heute
‚on sehr vielen Ausländern
yjesuchten Stadt; damals waren
vir angestaunte und häufig von
4enschentrauben umgebene
:xoten. Auch dies ist ein Zeichen
är die enormen Fortschritte, die
>hina gemacht hat; der vor dreißig
lahren propagierte große Sprung
'orwärts hat erst jetzt wirklich statt-
Jefunden.
Prail von Eindrücken
zin allererstes Fazit dieser Reise:
nan fühlt sich prall voll von Ein-
Internationale
wurde weiter
Jas Institut für Nachrichtenver-
nittlung und Datenverarbeitung
1aat seine wissenschaftliche Zu-
aammenarbeit im internationalen
bereich verstärkt. Das in den letz:
en Jahren aufgebaute Netz vor
»ilateralen Forschungskoopera:
jonen mit den Firmen SIEMENS
\G, SEL AG, Philips und Telenor
na auf dem Gebiet der Strukturie-
ung und Leistungsanalyse von
(ommunikationssystemen, mit
lem die aus öffentlichen Mitteln
‚jetriebenen Grundlagenfor
ichungen anwendungsorientier!
‚rgänzt werden, wird auf interna-
jonale Kooperationen ausge-
lehnt.
lierzu gehört u. a. ein Forschungs-
rojekt mit den IBM-Forschungs-
aboratorien in Rüschlikon/
5chweiz über die Integration von
jprach- und Datenkommunika-
ion. Eine neue Kooperation ist mit
jen Forschungslaboratorien deı
Jippon Telegraph and Telephone
2orporation (NTT) in Japan auf
dem Gebiet des ISDN Traffic Engi-
ı1eering begonnen worden, wobe
durch Austausch von promovier-
ten Wissenschaftlern gemeinsam
/ereinbarte Grundlagenfragen un-
‚ersucht werden. In diesem von
NTT finanzierten Programm arbei-
;et zur Zeit Dr. J. Matsuda am Stutt-
Jarter Institut. Umgekehrt stehen
Stuttgarter Wissenschaftlern mil
abgeschlossener Promotion die
NTT-Laboratorien offen. An den
NTT-Laboratorien in Musashino/
"Okyo arbeitet neben den AT&T Bell
‚aboratorien derzeit die größte
iruppe auf dem Gebiet der Analy-
'e und Planung von Kommunika-
onsnetzen.
’rof. Dr. Paul Kühn, Leiter des Insti-
uts, war im November 1986 Gast
ler australischen Fernmeldever-
‚altung Telecom Australia und
‚eynote Speaker des 1st Austra-
ian Teletraffic Research Seminar
elecom Australia ist daran inter-
siert, Jungen Wissenschaftlern
les Forschungslabors Zeitaufent-
alte am Stuttgarter Institut zu er-
1öglichen. Darüber hinaus steht
'as „Stuttgart Model“ Pate beirr
Hfbau des neuen Centers of Ex
drücken, Bildern, Gedanken,
3efühlen und - ja, auch Gerüchen.
)as Essen mit den Stäbchen wird
1ach vierzehn Tagen zur Selbst-
'‚erständlichkeit, die Unterkünfte
iind von unterschiedlichem Kom-
ort, das Fliegen hat noch einen
dauch von Abenteuer, insbeson-
lere in den alten, mit Kolbentrieb-
verken ausgerüsteten Antonows,
ınd überall trifft man Menschen,
die einem mit Liebenswürdigkeit,
Zifer und Selbstbewußtsein gege-
ıübetreten und mit denen man von
arnsthaft bis humorgewürzt alles
Jiskutieren kann, auch und gerade
lie zum Teil tief im Philosophi-
schen liegenden Besonderheiten
jer Chinesen und ihre Auswirkun-
zen auf Geschichte und Zukunft.
Kooperation
ausgebaut
zellence an der University of Ade-
aide.
3ei einem kürzlichen Besuch des
985 neu eingerichteten Center for
elecommunications Research
CTR) an der Columbia University
ı New York wurde eine engere Zu-
‚ammenarbeit vereinbart, welche
n März 1987 mit einem gemein-
;jamen Forschungskolloquium in
Jew York beginnt. Das von der
ımerikanischen National Science
"oundation untertützte CTR hat die
\ufgabe, Grundlagenforschungen
ıuf dem Gebiet der ultraschnellen
Xommunikation und insbesondere
auch Kooperationen mit der Indu-
;trie zu betreiben. Zur Zeit arbeiten
»wa 20 Professoren am CTR an
’roblemen der Hochgeschwindig-
teitsnetze, der Steuerungstechnik
ür Kommunikationssysteme, der
»ptischen Nachrichtentechnik so-
vie der funktionellen und ver-
tehrstheoretischen Netzanalyse.
jegenstand der laufenden Ver-
1andlungen ist u.a. auch ein inte-
jriertes Auslandsstudium für Di-
Jomstudenten der Stuttgarter
Jniversität.
Die neuen Kooperationen ergän-
’en die schon seit Jahren beste-
ı1enden Kontakte mit den AT&T Bell
‚aboratiorien (USA) und Bell-
Northern Research (Canada), wel-
;he in Form gemeinsamer Kollo-
Juien, Workshops und Forschungs-
arbeiten agepfleat werden.
Kurz und knapp
HK-Handbuch für private Ver-
ragsforschung: Unter dem Titel
Vermittlung technologischer
Dienstleistungen“ stellen die süd-
vestdeutschen Industrie- und
landelskammern das For-
Chungs- und Entwicklungsange-
ıot von fast 300 privaten Unter-
ıehmen vor. Das Handbuch bietet
'onkrete Informationen für alle
Internehmen, die bei der Ent-
wicklung neuer Produkte und Ver-
ahren auf externe Partner ange:
viesen sind und ist bei den Indu-
trie- und Handelskammern er:
ältlich.