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Die Beschränkung auf die Grenzen des heutigen Württemberg liegt
im Plane des Werks; sie scheint für den beschriebenen Zeitraum ein
Zufälliges zu sein, hat aber trotzdem ihre volle Berechtigung. In
Württemberg ist seit einem Jahrhundert der Urkundenstoff für die
Zeit bis zum Ende des 13. Jahrhunderts sorgfältig gesammelt und
planmäßig veröffentlicht worden; die noch erhaltenen Chroniken die—
ser Jahrhunderte liegen gedruckt vor. Schon für die Nachbarländer,
auch das eingesprengte Hohenzollern, ist das nicht in gleichem Maße
der Fall; jedes Uberschreiten der Landesgrenzen hätte einer Vollstän—
digkeit der Quellenbenützung Eintrag getan.
Innerhalb des scheinbar zufällig abgegrenzten Raums war es nun
doch möglich, ein abgerundetes und reichhaltiges Bild der älteren
Kirchengeschichte zu geben. Zwei Stämme nehmen am Lande teil,
Schwaben und Franken, fünf Bistumssprengel, Konstanz, Augsburg,
Speyer, Worms und Würzburg; Klöster wurden wohl mehr in ihm
gegründet als in irgend einer andern deutschen Landschaft; die Hir—
sauer Bewegung, die Stauferzeit stellen es zeitweise in den Mittel—
punkt auch der kirchlichen Geschehnisse. So ist die Mannigfaltigkeit
groß; die Einheitlichkeit aber wird doch gewahrt durch die Einheit der
abendländischen Kirche, in die alles einzelne Geschehen eingebettet ist.
Von irgend einer Enge oder Kleinlichkeit kann bei der Weltweite der
kirchlichen Beziehungen gar keine Rede sein. Wir spüren ein stetes
Ringen der Geister; gerade die Kirchengeschichte bringt uns einen
Einblick in die geistigen und seelischen Einflüsse, welche in das Land,
in den durch Natur und Geschichte gegebenen Grund, eingeströmt sind
und die sich von ihm nach außen ergossen haben. Für diese frühen
Jahrhunderte erweist sich die kirchliche Geschichte des Landes zugleich
als die seines gesamten geistigen Lebens, soweit wir davon Kunde
besitzen.
Es erscheint auch für die allgemeine deutsche Kirchengeschichte wert—
voll, wenn für einen größeren Zeitraum innerhalb eines bestimmten
Landes die vorhandenen Quellen völlig ausgenützt sind und die Fülle
der geschichtlichen Ereignisse wie des Zuständlichen dargeboten wird.
Während der ersten christlichen Jahrhunderte fließen freilich die Quellen
noch spärlicher, aber für die Zeit des Investiturkampfes wächst der Reich—
tum des Stoffs, für die spätere Stauferzeit jedenfalls haben wir eine
Menge von Urkunden. Mein Buch ist auch der Württembergischen
Kirchengeschichte von 18903 gegenüber nach Forschung und Darstellung
durchaus selbständig. Es enthält zwar der neuen Erkenntnisse gerade
genug, doch habe ich diese im einzelnen nicht als solche bezeichnet, son⸗
dern mich begnügt, sie durch genaue Angabe der vielfach wörtlich an⸗
geführten Quellenstellen zu stützen, und auf jede wissenschaftliche Po—