Full text: Württembergische Kirchengeschichte bis zum Ende der Stauferzeit

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Aufkommen der Reform 
Kreuzes, also mit Querschiff und Ostraum, an welchen ebenso wie an 
den beiden Kreuzflügeln je eine halbkreisförmige Erweiterung, eine 
Apsis, sich anschließt. Das Schiff ist besonders kurz: das Langhaus als 
Ganzes genommen bildet ein Quadrat. Es öffnet sich gegen Westen in 
eine Vorhalle zwischen zwei Fronttürmen. Für den Grundriß der 
Kirche war wie auch sonst das gleichseitige Viereck maßgebend; die Sei— 
ten des Vierungsquadrats betrugen 20 Fuß in die Länge. Von außen 
gesehen hatte der Bau eine lebendige, in einfachen Formen klar durch— 
geführte Gliederung; die Kreuzung des Lang- und Querhauses trat 
beherrschend hervor; über ihr, der Vierung, stieg ein massiger Glocken— 
turm auf. Im Innern waren das Mittelschiff flach gedeckt, die Seiten— 
schiffe gewölbt, damals noch eine Seltenheit; als Stützen der Arkaden 
erhoben sich in weiten Abständen niedrige Säulen, wegen des Ge— 
wölbedrucks schwer und plump gehalten: auf steilen attischen Basen 
stehen kurze, sich verjüngende, je aus einem Stein gehauene Schäfte. 
über sich haben sie dicke, hochgestreckte Würfelknäufe mit einfach ge— 
—V— 
rundet, um ihre senkrechten Flächen laufen im Halbkreis zart gebildete, 
leicht vertiefte Runder. Das Gesims der Arkaden ist ungewöhnlich 
nahe über dem Bogenscheitel. Bei dem kraftvollen, wuchtigen Bau 
scheint der Einfluß des nahen Rheintals mitgewirkt zu haben; die 
Fassadentürme, die das Münster aufweist, begegnen ebenso an der 
von Konrad II. errichteten Klosterkirche zu Limburg an der Hardt 
(bei Dürkheim) wie an dem 1015 angefangenen Straßburger Dom, 
und auch andere Kirchen des linken Oberrheingebiets bieten Glei— 
ches. Mit der älteren Abteikirche von Muri im Aargau südöstlich 
vom Zürcher See, einem Priorat des Klosters Einsiedeln, ist dem 
Münster die kurze quadratische Form des Schiffs gemeinsam. Alle 
Ähnlichkeiten lassen sich aus den gemeinsamen Beziehungen zur ober— 
deutschen Reform erklären. Die Gebeine des heiligen Aurelius waren, 
nachdem man sie lange vergeblich gesucht hatte, endlich durch einen 
venetianischen Meister wieder aufgefunden worden und wurden in 
einer kleinen Gruft unter dem Ostraum der Kirche geborgen). Noch 
ehe die neue Aureliuskirche vollendet war, zog Wilhelm von St. Em⸗ 
meram als Abt in Hirsau ein. Als er sich 1079 an Cluni anschloß, er⸗ 
weiterte er, um dessen Forderungen im Gottesdienst zu genügen, die 
Seitenarme des Ostraums. Leider wurde die Kirche 1515, unter Her—⸗ 
zog Ulrich von Württemberg, bis auf den noch vorhandenen Rest des 
Langhauses abgebrochen. 
Von den Pfarrkirchen sind uns noch einzelne in Hauptteilen 
oder weniger bedeutenden Resten erhalten. Auf einer Anhöhe über 
1) Codex Hirsaugiensis fol. 2 a sq
	        
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