Wiblingen, Ochsenhaufsen
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in St. Blasien geltenden Gewohnheiten von Fructuaria einführten. Im
September 1093 konnte Bischof Gebhard die von St. Blasien aus be—
setzten Gotteshäuser Ochsenhausen und Wiblingen in Oberschwaben
einweihen. Wiblingen lag über der Iller, nahe der Einmündung
derselben in die Donau, südlich von Ulm. Hier erbauten die Grafen
Hartmann und Otto von Kirchberg, deren namengebende Burg ober—
halb von Wiblingen lag, auf eigenem Grunde ein Kloster zu Ehren des
heiligen Martin, das auch Bischof Gebhard beschenkte und in dem Abt
Uto das Mönchsleben einrichtete. Das Kloster wurde in den Schirm
des Apostolischen Stuhls gestellt). Der fromme Graf Hartmann ist
später ins Heilige Land gezogen. Ochsenhausen an der Rottum
im Rammagau (zwischen Biberach und Memmingen) war das erste
uns bekannte Kloster des Landes, dessen Begründer nicht dem edelfreien
Stande angehörten. Hawin, Adalbert und Konrad von Wolpertschwende
(ei Memmingen) standen im Dienste des Herzogs Welf IV., der
die Stiftung rechtlich übermittelte und auch die Vogtei überkam. Die
neue Zelle wurde der Abtei St. Blasien als Eigentum gegeben; Abt
Uto schickte nach dem Rate des Erzbischofs Thiemo von Salzburg, des
Bischofs Gebhard von Konstanz und anderer Männer Mönche, welche
die in seinem Kloster geltende Ordnung von Fructuaria daselbst ein—
führen sollten. Ochsenhausen trat als Priorat von St. Blasien in Ab⸗
hängigkeit von diesem, in gleicher Weise wie gewisse Klöster dem Klo⸗
ster Fuctuaria untergeordnet waren; doch sollte kein Abt des Mutter—
klosters durch Belehnung Ochsenhausen seinem Zwecke entfremden dür—⸗
fen. Der Prior wurde durch den Abt von St. Blasien ernannt, und
Mönche konnten nur mit dessen Erlaubnis in der neuen Niederlassung
eintreten“). Hawin vergabte an dieselbe das Dorf Ochsenhausen, d. h. des⸗
sen Fronhof mit den Herrenrechten im Dorfe'); auch sonst erhielt sie
von der wohlhabenden Stifterfamilie nicht wenige Güter“). Das Klo—
ster wurde dem heiligen Georg gewidmet'). Ochsenhausen war bemüht,
das Abhängigkeitsverhältnis zum Mutterkloster zu lösen, während die—
ses seine Rechte behaupten wollte und zu diesem Zweck auch die Fäl—
schung von Urkunden nicht gescheut hat'). Im Jahr 1152 erlangte es
1) Rernoldi chronicon a. a. O. p. 4566. Wirt. Urk.B. J S. 308 Nr. 250, Urk. Papst Ur⸗
bans II. von 1098, 1 S. 371 Nr. 280, Urk. des Papstes Honorius II. von 1120, 11 S. 46
RNr. 328, Urk. des Papstes Eugen von 1148. — ) Bernoldi chronicon p. 456 sq. Wirt. Urk. B. J
S. 3221 Nr. Wb, Urk. des Abts Uto vom 81. Dezember 1100: ego Uoto abbas de sancto
Blasio monasterium in eodem loco fieri feci, ut semper sit divinum servitium sub ab—
bate de sancto Blasio secundum ordinem nostrum, quem de Fructuaria habemus, et
ldem locus cum omnibus obediat et subiaceat, sicut et Fructuariensi coenobio quae—
libet suae cellae obediunt et subiacent. Wirt. Urk.B. J S. 869 Nr. 288 von 1126 und
S. 386 Nr. 305 von 1137.
2) Wirt. Urk. B. IS. 376 Nr. 294. — 9) Ebenda S. 323 Nr. 257. Siehe serner Hans Hirsch,
Studien über die Privilegien süddeutscher Klöster des 11. und 12. Jahrhunderts: Mitteil.
des österreich. Instituts für Geschichtswissenschaft VII. Ergänzungsband, 1907, S. b6oo ff.
s Ebenda S. 375 Nr. 202 und S. 376 Nr. 204. — 86) Hirsch a. a. O. S. 562ff.