Neresheim, Isny
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mannen des Grafen Hartmann, von glänzender Begabung und aus—
gedehntem Wissen, der zuerst Mönch von St. Ulrich in Augsburg und in
Hirsau gewesen, dann Prior in Hasungen und in Hirsau geworden und
1086 von Bischof Gebhard zum Abt von Petershausen berufen worden
war. Nach einer glaubhaften Neresheimer Nachricht aus späterer Zeit
hat der päpstliche Legat Bischof Azzo von Acqui zusammen mit Bischof
Udalrich von Konstanz 1120 auf Weisung des Papstes Calixtus das
Münster geweiht und den Abt Heinrich ordiniert); der zuständige Bi—
schof Hartmann von Augsburg befand sich damals im kirchlichen Banne.
Im Jahre 1042 war die Kirche von Isniy im Allgäu auf Bitte des
Grafen Wolfrad und seiner Gemahlin Hiltrud von dem Konstanzer
Bischof Eberhard geweiht worden“). Bei diesem Gotteshaus gründeten
nun 1096 Graf Manegold von Veringen, der Vertrauensmann des
Römischen Stuhls, mit seiner Gattin Lietphilda und seinen Söhnen
Walter und Wolfrad, sowie Manegolds Schwester Irmengard mit
ihrem Sohne Manegold ein Kloster und stifteten dazu die Hälfte des
Dorfes und weitere Güter. Es sollte dem Schutze des Heiligen Stuhls
überantwortet werden und freie Abtswahl haben“). Gewidmet wurde
das Kloster den Heiligen Georg und Jakobus dem Älteren. Die Über—
gabe an den Apostolischen Stuhl bestätigte Papst Paschalis II. im Jahre
1106. Die ersten Jahre des Klosters waren nicht sehr erfreulich. Ber—⸗
nold meldet zum Jahre 1100 ein trauriges Vorkommnis“): „In Ale—
mannien wird der ehrwürdige Abt Manegold vom Kloster des heiligen
Georg ebendaselbst von einem seiner Mönche ach! elendiglich ermordet,
und zwar sich zur ewigen Seligkeit, dem Mönche aber zur sichersten
Verdammnis.“ Den Klöstern Blaubeuren, Neresheim und Isny wurde
je auch ein Frauenkloster angeschlossen, wie dies in den Abteien der
strengen Richtung damals allgemein üblich war.
Im Jahre 1088 hatte das schwäbische Land nun endlich den ersehn—
ten Frieden erlangt; die Klöster konnten sich fortan ungefährdet von
außen ihren eigentlichen Aufgaben widmen. Es ist bemerkenswert,
daß in der ganzen Kampfzeit keines der neugegründeten Klöster gre—
gorianischer Richtung von der Gegenseite angegriffen oder gar zer⸗
stört worden ist, und dies wirft immerhin einiges Licht auf Herzog
Friedrich von Schwaben, von dessen Wirken in dieser Zeit uns ja nur
wenig bekannt ist. Man darf annehmen, daß er trotz der Treue, die er
Heinrich IV. hielt, wie auch seine Gemahlin Agnes frommen Sin—⸗
nes war und den Bann der Kirche schwer ertrug, ja die Strenge
) Chronicon Neresheimense des 17. Jahrhunderts im Württ. Staatsarchiv zu Stutt⸗
gart, mit dem Jahr 1118; allein Azzo kam erst 1120 nach Deutschland: Alb. Rrackmann.
Germania pontitficia II 1. 1923, p. 104.
2) Notaé Isnenses, Württ. Geschichtsquellen (ältere Reihe) IJV. S. 286. — 9) Ebenda.
) Bernoldi chronicon p. 467. Annales Zwifaltenses zu 1100: Württ. Geschichtsauellen
lältere Reihe) III, S. 12.
Württ. Kirchengeschichte J.
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