Langenau-Anhausen, Gottfried von Calw 199
schloß er sich nach Rücksprache mit Otto, sich als Mönch nach Hirsau zu
begeben. Als nun der Bischof 1112 St. Michael reformieren wollte, er⸗
bat er sich Wolfram als Abt, der darauf mit fünf andern Brüdern
von dem Schwarzwaldkloster kam. Für das von ihm erbaute Kloster
Prüfening bei Regensburg wünschte Otto als Leiter den Hirsauer
Ermenold, den einst Gebhard nach Lorsch geschickt hatte. Dieser wurde
dann auch 1114 zum Abt gewählt, erbitterte aber durch die Strenge,
mit der er die Hirsauer Gebräuche durchführte, einen Teil seiner
Mönche so, daß sie seinen Tod beschlossen; im Anfang des Jahres 1121
erschlug ihn einer der Verschworenen, Aaron, mit einem Pfahl.
Der schwäbische Pfalzgraf Manegold aus dem frommen Hause der
Grafen von Dillingen gedachte bei seiner Eigenkirche in RFangenau
ein Kloster zu gründen. Er starb aber, ehe er seinen Plan ausführen
konnte. Manegolds Söhne Pfalzgraf Adalbert (auch nach Lauterburg
bei Aalen genannt) und seine Brüder Udalrich und Walter führten die
Klostergründung durch; Walter hatte später von 113441150 den bi⸗
schöflichen Sitz von Augsburg inne. Wiederholt stellte Hirsau Äbte
nach Langenau'). Da aber dieser Ort an einer vielbenützten Straße
lag und sich wegen des starken Verkehrs für eine mönchische Nieder—
lassung als weniger geeignet erwies, verlegten die drei Brüder das
Kloster nach Anhausen, das im Eselsburger Tal, einer Schleife des
Brenztals, die nötige Stille bot. Dieses Gotteshaus wurde ebenfalls
dem Martinus geweiht. Es wurde dem Römischen Stuhl übertragen;
Papst Honorius II. nahm es im November 1125 in seinen Schutz').
Der Hirsauer Vogt Graf Gottfried von Calw genoß bei
Heinrich V. hohe Gunst und war, besonders seit 1111, dessen ständiger
Begleiter und Ratgeber in den wichtigsten Angelegenheiten, seit 1113
rheinischer Pfalzgraf. Der reiche und mächtige Mann harrte auch bei
dem Kaiser aus, als dieser aufs neue dem Banne verfiel. Dies mußte
Hirsau in schwere Not bringen. Doch war Abt Bruno keine kampf—
lustige Persönlichkeit; an seine Stelle im nachhaltigen Widerstand
gegen Heinrich trat der einstige Hirsauer Mönch Abt Theoger von
St. Georgen, der nun eine Zeitlang der Führer der gregorianischen
Klöster wurde'). Seitdem Erzbischof Adalbert von Mainz mit dem
Kaiser verfeindet war, seit 1112, befand sich auch dessen Bruder, der
Diözesanbischof des Klosters Bruno von Speyer, unter Heinrichs Geg—
nern; 1120 mußte er sogar seine Bischofsstadt verlassen und irrte als
V Cod. Nnirs. fol. 186:3 Roeginhboldus abhas ad Naw. Adelbertus abbas ad eundem
locum. — 2) Wirt. Urk. B. J S. 366 Nr. 286. Urk. Bischof Walters von Auasburg vom Ok⸗
tober 1143, ebenda 11 S. 26 Nr. 318.
3) Vol. Romuald Bauerreiß, St. Georgen im Schwarzwald, ein Reformmittelpunkt
Südostdeutschlands: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens,
Boͤ. 531, 1933, S. 197 ff.; Boͤ. 52, 1934, S. 47 ff.