Murrhardt.
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Fast ganz abgetreten ist folgende Grabplatte: Anno domini 1340 obiit nico
laus comes de löwenstein in crastino gregorü XIII m. martii. Grabstein des
Abtes Gaul, 7 1508. Grabplatten und Grabtafeln evangelischer Prälaten. Älteste
Glocke (13. Jahrh.): 0 rcx clnyste tuum signum procul omne malignum. Die
zweite ist von Meister Conrad Gnvzhamer 1445.
An die Nordseite des Nordtnrmes stößt die mit Recht berühmte sog. Wal
derichskapelle, ein spätrvmanisches
Werk von höchster Schönheit, von er
staunlichem Formenreichtum und wohl-
crhalten. An einen Würfel mit vier
seitigem Rantendach baut sich ostwärts
ein mehr als halbrundes Chörchen, gegen
Abend großes Prachtportal, mit Säulen
in den Abtreppungen und diese mit Zier-
mustern bedeckt. Im Halbmondfeld des
Bogens der segnende Christus (erneuert).
Das Chörchen ist ähnlich reich und be
wunderungswürdig frei behandelt. In
sein Prachtfenster beißt sich von oben her
ein Löwenkopf ein, zwei kleine Löwen
hocken auf seiner Fensterbank, s. die Abb.
S. 59 und im K.
Ebenso reich und schön und bis
ins kleinste durchgebildet ist das Innere,
das sich noch vollkommen erhielt und
fast durchaus die kräftige Farbe des
dnnkelroten Keuperwerksteins zeigt. Die
Ostseitc öffnet sich in das mehr als halb
runde Chörchen, und die andern drei
Wände sind aufgelöst in flache, rechteckige
Nischen, die Nord- und die Südwand
in je zwei, die westliche, wo neben der
bescheidene Eingang hereinführt, in e i n e.
Je drei schlanke Säulen tragen mit ihren
großen, auf das schönste verzierten würfel
artigen Knäufen die tiefen Kleeblattbögen
der Nischen, darüber ruht ziemlich hoch
die glatte Mauer, oben ringsum wag
recht geschlossen von breitem mit palmettenartigem Blattwerk erfülltem Friese, der auch
in die Abside sich hineinzieht und, schmäler werdend, über den Rundbogen deö öst
lichen Fensters als ein zarter Blätterkranz sich herlegt. In den vier Ecken der Kapelle
wird der Fries getragen von je drei Säulen mit hohen prachtvollen Kapitälen, die ganz
verwachsen sind, während die Schäfte freistehen. Auf den Platten und weichgebildeten
attischen Füßchen der Säulen liegen Eckknollen, als abenteuerliche Masken oder als
Klosterkirche (Ltadtkirchc) zu Murrhardt.