Nagold.
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Alemannische Reihengräber fand man, zum Teil mit reichen Beigaben, bei
Nagold, Ebhausen, Emmingen, Gültlingen, Ober-Schwandorf und Pfrondorf.
^7crgc>l'b, Oberamtsstadt (Nagaltnna 786).
Die Stadt, am Einfluß der Waldach in die Nagold gelegen und an der Süd-
und Westseite von diesen Wassern umströmt, enthält in der eiförmigen Altstadt noch
schöne alte Holzbauten, aber schon manche
wurden ein Opfer der Flammen.
Nach Abbruch der 1360 erbauten
Kirche zu unserer lieben Frau wurde 1870
bis 74 die neue stattliche ev. Johanniskirchc
in frühgotischem Stil von Landauer er
baut; der alte Turm blieb in der Altstadt
stehen; über seinem Eingang steht: Hec
structura est incepta anno domini 1401.
Uber die frühere Kirche schreibt u. a. die
Oberamtsbeschrcibung: „Die Pfarrkirche,
zu unserer lieben Frau, in der Marktstraße,
nächst dem ehemaligen oberen Thor gelegen:
sie ist dreischiffig im frühgotischen Stile er
baut, jedoch durch mehrere an ihr vor
genommenen Veränderungen entstellt und
namentlich des Maßwerks in den spitzen
Bogenteilen der schlanken Fenstern beraubt
worden. Das Innere der Kirche ist einfach
lveiß getüncht und mit flacher, hölzerner
Decke versehen; das Mittelschiff ruht ans 6
(je 3 auf einer Seite) runden, ganz einfachen Säulen (ohne Kapital), von denen die
spitzen Arkadenbögen ausgehen; an einer derselben ist folgende Inschrift eingemeiselt:
„anno dni 1360 X. Klas Angusti ! incepta est capella bte Marie virginis
in oppido Nagelt.“ Der sehr alte, achteckige Taufstein ist hohl und enthält die
Symbole der 4 Evangelisten, einen Engel mit der Rolle, einen geflügelten Löwen,
einen Adler und einen geflügelten Stier; der Fuß des Taufsteins, auf dem ein liegender
Drache, das Sinnbild der besiegten Hölle dargestellt war, ist in neuerer Zeit ab-
gemeiselt worden.
Den mit eineni halben Achteck schließenden, mit Streben versehenen Chor,
welcher hier außergewöhnlich gegen Norden gerichtet ist, deckt ein schönes Netzgewölbe,
auf den Schlußsteinen ein Heiliger mit Nimbus, die beiden Arme in die Hüften
stützend, drei nackte seltsam verschlungene männliche Figuren, und das Lamm Gottes."
Jnschriftstein, Taufstein und Schlußstein mit den drei nackten Männern, jetzt
in Stuttgart (M). Alte Grabdenkmale.
Südwestlich der Stadt, an der Straße nach Freudenstadt liegt im Friedhof
die Fricdhofkirche zum heil. Nikolaus, Oberkirche, auch die Kirche „zu den Nonnen"
Hohennagold.