Reutlingen.
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edel entwickelte Fassade mit ihrem Radfenster, den drei mit Wimpergen bekrönten Por
talen und dem leichten Gitterwerk, das die Flächen bedeckt, deutet ans direkte Einflüsse
des Straßburger Münsters." Vor allem das Giebel- und Gitterwerk, die Gestaltung
der Strebepfeiler und der Portale mahnt so sehr an den damaligen Meister des
Münsters, am ineisten an Erwins älteren Entwurf, Riß B, s. Straßburg und seine
Bauten, Straßburg, 1894. Erlvin stirbt im Januar 1318. Die Reutlinger Marien
kirche wird vollendet 1343.
Aber noch ein zweiter hochbegnadeter Meister tritt auf am Westbau derselben^
deutlich durch sein Zeichen, wie durch seine Kunst. Es ist höchsttvahrscheinlich derselbe
(§ mntris»
Meister Heinrich, der sicher die Heiligkreuzkirche zu Gmünd, von 1351 ab ihren herr
lichen, mit rechteckigen Kapellen umkränzten Chor gebaut hat. Jener Meister, von
welchem die Schule der „Parier" ausgegangen ist, die fast zweihundert Jahre lang
nachgewirkt hat in Süddeutschland. Der Tradition nach kam Heinrich Parler (Parlier)
um das Jahr 1330 nach Gmünd, wo ihm um 1333 der Sohn Peter, der berühmte
Erbauer des Prager Dom-Chors, der Moldaubrücke u. s. w. geboren wird. Im
Prager Dom nennt ihn, den Vater, eine vielumstrittenc Inschrift Henricus (p)arlerius.
de Bolonia magister de Gemunden in Suevia, also Meister von Schwäbisch Gmünd.
Trotzdem daß in neuerer Zeit von vielen Forschern der Vorschlag gemacht worden ist, statt
Bolonia Colonia zu lesen, wird mit Palazky und Stälin dem Älteren fest an der