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Schwarzwaldkreis. Oberamt Reutlingen.
Undingen.
Ev. Kirche, voll 1487, ganz verändert, mit altem, rippenkreuzgewölbtem Ostturm.
Ähnlich, nur früher, die ev. Kirche zu Unterhausen.
X Wannrveit.
Hart an die Reihengräber des Bezirks schließt sich die sv merkwürdige Kirche,
wohl der älteste über dem Erdboden stehende kirchliche Bau in Württemberg, der nicht
ohne Grund in den Anfang des zehnten Jahrhunderts zu setzen ist. Erhalten ist noch die
Westseite, Giebelseite, mit südlich daran stoßendem viereckigem Turm mit Gruft-Kapelle
im Erdgeschoß. Die Giebelseite mit drei zarten Rundbogen auf hohen Wandsäulen
mit Drachenkopsknäusen; das Erdgeschoß des Turmes mit gratgewölbter Kapelle, in
Wannweil. Grundritz und Ansicht der Kirche.
welcher gegen Osten eine Nische mit Altartisch und urtümlichen Wandkapitälen, mit
Flechtwerk, Taube und dem Kopfe Johannis des Täufers, sich hinauswölbt. Außerdem
fand sich in der Südmauer der eingerissenen Kirche eingemauert eiir langer Grabstein mit
heidnischem Drachen- und Zopfwerk und christlicher, mit dem eingetieften Kreuz ver
zierter Scheibe. Das Drachen- und Zopfwerk erinnert an die Formen der sogenannten
Totenbäume, jener mit geschnitzten Deckeln versehenen Eichen- oder Birnbaumstämme,
worin die Alemannen zlw Zeit Karls des Großen und noch später zum Teil ihre
Toten gebettet haben. Die aus backsteinartig schmalem Bruchsteingemäuer aufgeführte
Kirche schloß gegen Osten mit einer halbrunden Apside. Kirche und Grabstein zeigt
noch den longobardischen Stil, ganz ähnliches Flechtwerk findet sich an Marmor
arbeiten in der Longobardenkirche S. Abondio bei Como, um 724.
Im Chor ein steinernes spätgotisches Wandtabernakel von Hans Angstein-Dreyer
von Wiesensteig, mit dem Zeichen des Meisters nnd der Jahreszahl 1488. Der mit
Maßwerkbögen verzierte achteckige Taufstein stammt wohl auch von demselben. Die
Kirche, 1890/91 umgebaut, mit Ausnahme des gotischen Chörchens und der oben
genannten westlichen Teile, erhob sich aus dem Schutt eines römischen Gebäudes.