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Schwarzwaldkreis. Oberamt Rottenburg.
Säulenkapitale und Gesimse; Münzen, geschnittene Steine, Statuetten von Bronze,
und andere Gegenstände von Gold, Silber und Bronze.
Um die Römerstadt selbst reihte sich ein Kranz von Villen und anderen Ge
bäuden, dereit Grundreste noch häufig in der Umgebung der jetzigen Stadt aufgefunden
werden: so auf dem linken Ufer gegen Nordosten und Norden über die Sülchenkapelle,
die Theodorichskapelle und die Zangenhalde, — auf dem rechten Ufer über die Hügel
am Ziegelstadel bis hinauf zur „Altstadt", woselbst ein römisches Kastell sich befand.
„Der Umfang der Römerstadt," sagt Jaumann, „war viel größer als der der jetzigen;
es dürften jedoch außerhalb des jetzigen Umfangs der Stadt aus dem rechten Ufer
mehr militärische Gebäude zwischen den dort ausgebreiteten Verschanzungen und
Lagern, am linken Ufer außerhalb der jetzigen Stadt mehr öffentliche Gebäude, auch
Tempel und Landhäuser auf den Anhöhen umher, und bis gegen „Sülchen" hinab
gestanden haben." — So zeigte sich nicht weit von der Theodorichskapelle abwärts
gegen das „Lindele" am „Totenweg" ein größeres Gebäude mit Halbzirkeln, mehrere
hundert Fuß in der Ausdehnung; nicht fern von Sülchen am „grasigen Weg" auf
dem „alten Markt" fand man den Unterbau eines im Halbkreis geführten Theaters
oder Forums von 380 Fuß Gesamtlänge. Ferner hinter dem Erath'schen Garten
Züge und Grundmauern in größeren und kleineren Kreisen, wovon sich einer beim
Eröffnen als Töpferofen, noch mit gebrannten Geschirren erfüllt, ergab; auf dem
östlichen Abhang der Zangcuhalde, gegen Wurmlingen, Säulentrümmer und Gesims
stücke von gewaltiger Größe; die Säulen hatten mehr als 4 Fuß Durchmesser, was
immerhin auf eine Gesamtsäulenhöhe von 40 Fuß schließen läßt. Am „Lindele" bei |
der Sandgrube fand man steinerne Särge. Ferner hatte die Römerstadt mehrere
Wasserleitungen, die bedeutendste, auf große Strecken noch erhaltene lief auf dem
linken Flußufer, sie war bis zum sogenannten „Rommelstall" bei der Thalmühle in
ein bei Obernau in das Neckarthal mündendes enges Seitenthal geführt, um das
bessere Wasser aus dem Lettenkohlensandstein zu bekommen; lief, die Krümmungen
mit gerechnet, gegen drei Stunden lang meist unterirdisch und mündete in ein großes
Bassin, das sich innerhalb der jetzigen Stadt befand. Ihr Fall beträgt 334 Fuß.
Sie besteht aus einem, aus langen Gußcementplatten zusammengefügten. 1 Fuß
breiten, 1 1 / 2 Fuß hohen Kanal, der auf einen: 6 Fuß breiten netzartigen Gußmauer
werk (opus reticulatum) ausruhte. an beiden Seiten gemauert und oben mit Keil
steinen überwölbt war. — Außerdem bestanden auf beiden Seiten des Neckars noch
einige minder bedeutende Wasserleitungen. Von Befestigungen waren die beträcht
lichsten, auf dem rechten llfer die „Altstadt", durch die senkrechten Felsenwände des
Neckarthals und eine Nebenschlucht derselben auf zwei Seiten natürlich fest, außerdem
lief rings um die 15 Württembergische Morgen umfassende Hochfläche eine 6 Fuß
dicke Mauer und, wo es nötig war, ein Graben; im Innern fließt eine Quelle und
fanden sich Grundreste römischer Gebäude. Die Altstadt wurde von General v. Kallee
und Professor Dr. v. Herzog planmäßig ausgegraben.
Zwischen Altstadt und Ehingen zeigen sich auf der „Kesselhalde" Reste aus
gedehnter Verschanzungen, dabei Grnndreste römischer Gebäude und eine altgefaßte
Quelle. Auf dem linken User ebenso Reste bedeutender Befestigungen, besonders im
„Rempser", ohne Zweifel ein befestigtes Lager.