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Schwarzwaldkreis. Oberamt Rottweil.
Die Jahreszahl 1517 bezeichnet ohne Zweifel das Jahr der Überwölbung des Hoch-
schiffes; bedeutend früher wurden die Seitenschiffe zugewölbt, am frühesten das süd
liche. Auf einem seiner östlichen Schlußsteine steht: H. Wegele. Kircher. 1497; auf
den andern hier befindlichen Schlußsteinen, es sind im ganzen 18, sieht man wieder
verschiedene Heilige dargestellt: Apostel, Engel mit Schweißtuch, eine Heilige mit
ägyptischem Kreuz (Julia?), dann Barbara, Ursula, Katharina, Christnskopf, Stadt
adler, Dornenkrone und zuletzt im äußersten Osten das Meisterzeichen des Bau
meisters. — Dasselbe findet sich auch an der Leonhardskirche zu Stuttgart und an
der Stadtkirche zu Markgröningen. Die Schlußsteine des nördlichen Seitenschiffes
enthalten eine Heilige mit Winkelhaken und Hammer, dann St. Reinhold, Johannes
den Täufer, Johannes den Evangelisten, Andreas, Nikolaus, das Zeichen des Baumeisters,
das Stadtwappen, Barbara, Erasmus, Katharina, dann Marterinstrumente, Christi
segnendes Brustbild u. s. w.; auf einem der Nebenschlußsteine steht das Jahr der Über
wölbung 1504. Die frühgotischen, schönen Rippenkreuzgewölbe des Chors, zum Teil
auf Blätterkonsolen ruhend, haben auf ihren drei Schlußsteinen Blätterkränze und
auf dem östlichsten das Lamm Gottes.
Reichgewölbte Kapellen ziehen sich an Kirche und Chor hin; betreten wir die
Kirche von Westen, so zeigt sich zuerst rechts die große Taufkapelle (Nepvmuks-
kapelle) mit einem Netzgewölbe auf Fratzenköpfen. Bon sämtlichen Kapellen ist wohl
am schönsten gewölbt die am Südeingang der Kirche gelegene; ihr prächtiges Netz
gewölbe ruht auf sehr kunstvoll gearbeiteten Trägern: Fratzen, dem Brustbild des
Baumeisters (?) und denen der vier Evangelisten; der Schlußstein enthält, gleichwie
auch derjenige der gegenüber liegenden Kapelle, das Zeichen des Baumeisters. Die
südlich an den früher frei stehenden Chor gebaute Kapelle ist nichts anderes als die
östliche Endigung des südlichen Seitenschiffes und war vor der Restauration offen,
sie enthält die Fortsetzung seiner reichen Netzgewölbe, viele Schlußsteine und burleske
Konsolen mit Tier- und Fratzengebildeu; auf den Schlußsteinen sieht man Marter
werkzeuge, Agnus Dei, Christi Haupt auf dem Schweißtuch, und Uneber das Zeichen
des Baumeisters.
Außerdem besitzt die Kirche eine Menge vortrefflicher Werke der Bildschnitzerei,
darunter einige frühgotische, dann schöne Ölgemälde, und die Feilster des Chores
strahlen in prachtvollen modernen Glasmalereien, gestiftet von König Wilhelm I. und
gemalt von Gebrüder Kellner in Nürnberg 1841, nach Erfindung von Carl Heideloff.
— Kirchenschatz mit gotischem Krankenciborium und einer Sonuenmonstranz.
In den zwei Chorfenstern (gegen Süden) befinden sich in den Maßwerks-
füllungcn auch noch Reste von altgotischcn Glasmalereien. Der schöne neue Hoch
altar ist durchaus vergoldet, nur der darauf stehende große imb großartige, tief
ergreifend behandelte Kruzifixus stammt aus spätgotischer Zeit. Der frühere Hoch
altar war kolossal, im Renaissancestil, und besaß ein großes Ölgemälde, Christus am
Kreuz, von Maler Christoph Kraft. Derselbe erhielt nach einem Ratsbescheid vom
16. Januar 1659 dafür 250 fl., samt Nachlaß einer Kapitalschuld von 30 fl., und
der verfallenen dreijährigen Zinsen. Hinter dem Hochaltare zieht sich eine Reihe
von schönen frühgotischcn steinernen Wandnischen hin, zum Teil tüchtige neuere Öl
gemälde, Darstellungen aus der Leidensgeschichte, enthaltend; das beste darunter, die