Full text: Jahres-Bericht der Königlichen Polytechnischen Schule Stuttgart (1868/69)

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Weiter rechts sehen wir unsere alt ehrwürdige Stiftskirche mit ihrem älteren viereckigen 
dünneren und dem achteckigen dickeren Thurme. Sie wurde an Stelle einer Holzkirche im 
15. Jahrhundert unter Herzog Ulrich im spätgothischen Style erbaut. 
Davor erhebt sich auf unserem Bilde die Hofkanzlei, vom Herzog Christoph schon 1566 
erbaut; ganz*einfach, nur in ihren drei Eingängen am jetzigen Schillersplatze reicher gehalten. 
Die jetzige Merkurssäule mit dem Cosackenhrünnlcin hat erst Herzog Friedrich im Jahre 1599 
errichten lassen. Sie diente damals als Wasserthurm, von dem aus das alte Schloss mit Wasser 
versorgt wurde. 
Rechts im Hintergründe steht das Herzogliche Futterhaus auf der Stelle des Königs- 
haues. Es wurde 1755 in eine Reitschule, 1805 in den bekannten Redoutensaal umgewandelt. 
An diesen Bau schloss sich das Ludwigsburger Thor an, das im Jahre 1806 weiter hinaus 
gerückt und in seiner jetzigen Form zum Friedrichs- oder Königsthor wurde. Im Vordergründe 
links ist die Rennbahn, von hübschen steinernen Brüstungen eingefasst. 40 ; hohe Obelisken 
schmückten den Eingang, in der Mittte standen die Statuen der Venus und des Merkur auf 
Säulen. Ganz im Vordergrund steht das schönste und grösste Gebäude des Lustgartens, das 
Lusthaus. Herzog Ludwig liess es in unserem herrlichen Stuttgarter Werkstein aufbauen, die 
Baukosten waren 300,000 fl. (3 Tonnen Goldes). 
Der Baugrund zum Lusthaus war ein schlechter; 1500 eichene 25' lange Pfähle waren 
nöthig ihn zu befestigen. Der Herzog selbst trieb im März des Jahres 1584 den ersten Pfahl 
eigenhändig ein. 
I. 
Auif Montag nach dem Sontag Laetare welcher war der XXX Tag des Monats Martii, 
zwischen I und II Uhren nach Mittemtag im Jar als man nach Jesu Christi unsers einigen 
seligmachers Geburt gezelt, Tausend fünffhundert achtzig und viere. Hat der durchleuchtig 
hochgehorn Fürst und Herr Herr Ludwig Hörtzog zu Wirtemherg und Teck, Grave zu Mumpel- 
gart der raynen unverfaclschten evangelischen Religion, ein besonderer Liebhaber und Beförderer 
an diesem Geben den ersten Pfal, welcher von Holz XXV Werk Schuh lang, selbs Eigner Per 
son mit sampt seiner Ritterschaft, zu künftiger Gedächtnus helffen einschlagen. Der AUmechtig 
Ewig Gott wolle solch Werckh nach seinem Willen vor Unglückh gnädiglichen beschützen und 
hestendig erhalten Amen. 
Zwei Monate später im Mai legte der Herzog den Grundstein.
	        
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