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bei uns zu Hause. Hieraus erklärt sicli das, was die Chronik vom Lustliause mit „verborgener
Musika“ meint.
Treten wir nun ein ins Lusthaus zu ebener Erde durch eine der vielen Thüren, so kommen
wir in einen mit reichen Kreuzgewölben, sogenannten Sterngewölben überdeckten Saal, siehe
Fig. 12, Taf. IV, auf 27 cannellirten dorischen Säulen ruhend, und sehen vor uns drei mächtige
Wasser-Bassins, je im Umfang eines kleines Hauses, ca. 40' allweg und 5' Fuss tief. Der nörd
liche Thurm, dem heutigen Marstall zu gelegen, enthielt ähnlich dem Wasse.rthurme der Hof
kanzlei einen tiefen Brunnen, von dem aus durch ein Pumpwerk das Wasser in ein oben ge
legenes Reservoir getrieben wurde. Yon da wurden die Bassins mit Wasser versorgt, welches
je in vier Röhren mit Seepferdchen aus der Säule inmitten der Bassins sich ergoss. Die grossen
Doppelfenster gewährten herrliche Durchsichten auf den Lustgarten, die Rennbahn und die
sogenannte Lustgrotte. Die Schlusssteine der Gewölbe in Stuck und Farbe waren mit Wappen
von der Stadt, von Klöstern und Aemtern geziert. Zwei Beispiele hievon gibt Taf. I. Der
Boden rings um die Bassins war unten mit rothen und weissen Werksteinplatten belegt. Am
interessantesten ist wohl der elegante Portikus, Taf. II, Fig. 7, mit seinen Doppeltreppen, dessen
Kreuzgewölbe auf Consolen von feinkörnigem Werkstein ruhen. Es sind 64 Brustbilder, die sich
durch die richtigen Costüme jener Zeit auszeichneteu. Diese Brustbilder stellten die Ahnen
des württembergischen Hauses vor. Taf. II, Fig. 11 gibt das Bild des Bauherrn in seiner damas-
cirten Rüstung. Die Kunst, ein Metall in das andere hineinzuschlagen, Stahl und Silber
oder Gold, war damals in Augsburg vorzugsweise zu Hause. Auf der vorjährigen Pariser Aus
stellung sahen wir diese Technik durch Russland aufs Schönste vertreten in den modernen
Tula-Dosen und Waffen. Auf Taf. I, 3 und 4 sehen wir Herzog Ludwig’s erste Gemahlin,
Dorothea Ursula, Tochter des Markgrafen Carl von Baden, mit der er sich im Jahre 1575 ver
mählte, und dessen zweite Gemahlin Ursula, Tochter des Pfalzgrafen von Lützelstein bei Rhein,
im Jahr 1585 vermählt. Interessant ist der Brockat, d. h. die mit Gold und Silber durch
wirkten seidenen und sammtenen Stoffe, die Halskrause, der reiche Schmuck und eigenthümliche
Kopfputz. (Siehe Anhang.)
Unter den Brustbildern waren reiche Consolen mit den heraldisch bemalten Wappen
und den darunter befindlichen Schrifttafeln in Solenhofer Marmor. Die Schrift war geäzt und
von reichem Ornament umzogen.
Yon diesen Ahnenbildern seien noch besonders erwähnt:
Herzog Ulrich und dessen Gemahlin Sabina von Baiern,
deren Yater Herzog Albrecht,
Elisabeth, Herzogin von Baiern,