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Herzog Christoph und dessen Gemahlinnen,
Georg, Markgraf von Brandenburg,
Eleonora, Königin von Portugal,
Ernst, Herzog zu Oesterreich.
Mehrere dieser höchst gelungenen Brustbilder finden Sie noch in dem interessanten
Bergschloss Lichtenstein.
Die untere Etage der drei Thürme enthielt drei grosse Zimmer, in welchen altrömische
Grab-, Erinnerungs- und Altarsteine aufgestellt waren, welche in Cannstatt, Marbach, Maulbronn
und anderen Orten gefunden wurden. Sie befinden sich heutzutage in dem sogenannten Lapi
darium der königl. Kunstschule.
Betreten wir nun eine der Doppel treppen an den Langseiten, verweilen aber nicht auf
der schönen Plattform, sondern gehen durch eine der grossen reich dekorirten Thiiren in den
Eestsaal, s. Fig. 8, Taf. II und Fig. 10, Taf. III. üeberrascht sind wir durch dessen Grösse
und Pracht; er hat keine Galerien im Innern, ist im Licht 201' lang, 72' breit, im Scheitel
ca. 50' Euss hoch. Die gewölbartige Holzdecke nimmt 20' von der Höhe ein. 16 reizend
eingefasste Doppelfenster mit angenehmen Fensternischen und die zwei, mit herrlichen Sculptur-
Werken gezierten Thiiren, s. Taf. I, Fig. 5 und Fig. 8, Taf. II, unterbrechen das reiche hohe
eingelegte Getäfer. Ringsum im Saale sind harte Sitzbänke angebracht, wie diess im Mittelalter
üblich war, wo man noch keine gepolsterte Möbel kannte. lieber dem Getäfer sehen wir
20 Rahmen mit den Forstbezirken des Herzogthums, von Dr, Gadner gezeichnet und bemalt,
an den Giebeln statt derselben die Portraits des Herzogs und seiner Gemahlinnen, anderseits
die Bildnisse seines Nachfolgers Friedrich I und seiner Gemahlin, letztere in Wachs bossirt.
Friedrich dekorirte im Innern Manches, und besonders die Giebel zeigen im Innern nicht mehr
die sonstige Eleganz des Baues, namentlich der Thüren, sondern repräsentiren bereits die ver
wilderte Renaissance.
Unter dem Gesims hiengen ringsum in Ovalrahmeu die Bildnisse fürstlicher Räthe
und Diener. Die Bogendecke zeigte an ihrem untern Theile Jagden mit Portraitfiguren und
Landstädte; die Mitte der Decke, von welcher drei Kronleuchter herabhiengen, die Schöpfung,
den Sündenfall und das jüngste Gericht, auf Leinwand gemalt.
Die Chronik sagt, dass der Saal akustisch gut gebaut gewesen sei.
Georg Beer war der talentvolle Baumeister. Taf. I, Fig. 1 zeigt ihn als Steinbild in
seinem Arbeitsrocke mit Zirkel und Massstab, wie er einst vom Giebel oben herabschaute. An
dem Hause des Banquier Pflaum, Ecke der Linden- und Calwerstrasse war dasselbe Steinbild, das
jetzt in der Sammlung vaterländischer Alterthümer aufbewahrt wird. Es war des Baumeisters Haus.