von welchem aus dem Baumeister der Auftrag zum Entwurf des Lusthauses ertheilt wurde. Es
ist das alte Schloss. Beide Bauwerke hängen innig zusammen.
Das alte Schloss mit seinen stattlichen Colounaden, wie es heute vor uns steht, ist,
abgesehen von dem südöstlichen Theile und dem geräumigen 2400 Eimer Wein fassenden
Keller, also in der Hauptsache, eine Schöpfung des vortrefflichen Fürsten und haulustigen
Herzogs Christoph von Württemberg, welchem die alte Burg Eberhards im Bart nicht
mehr genügte.
Dieses, also unter Christoph 1553 erbaute, durch Herzog Ludwig, seinen Sohn,
erweiterte alte Schloss enthielt in dem untern Theile einen sehr langen, hohen und breiten Saal,
die sogenannte Türniz, als Speisesaal für das Hofgesinde und hei Festen auch für Fremde, Gäste
niedrigen Standes. In dem ersten Stockwerk waren die Wohnungen der herzoglichen Familie,
im zweiten Stockwerk der Rittersaal mit hohen Fenstern, künstlich eingelegtem Getäfer und
vergoldeter Ledertapete.
Im Rittersaale erschien die Landschaft, um die Dispositionen zu vernehmen; hier em
pfing der Fürst ihre Deputationen, hier überreichte der fürstliche Bräutigam die Morgengabe,
und empfing das Brautpaar die Geschenke der Hochzeitgäste; auch datirten „aus der Ritterstube“
Herzog Christophs die meisten seiner Resolutionen. Hier wurde auch gewöhnlich Hoftafel gehalten.
Ausserdem enthielt das Schloss noch eine Schlosskapelle (erst in jüngster Zeit ihrer
ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben) und auf der Seite gegen den Lustgarten, den
heutigen Schlossgarten bis zum alten Schloss verlängert gedacht, einen Tanzsaal, der im Jahre
1569 ausbrannte, jedoch bald wieder prächtig hergestellt wurde. Unter demselben war die
Hofküche, die sich durch ihre zwei mächtigen Kamine von Weitem kennzeichnete.
Im Jahre 1580, also 11 Jahre nach dem Brande jenes Saales, erbaute Herzog Ludwig
das Lusthaus, in welchem Ritterspiele, Bälle, Theater, grosse Hochzeits- und Hoffeste ah-
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gehalten wurden. Das Lusthaus ist also vor nicht ganz 300 Jahren erbaut worden.
Es war eine fröhliche Zeit, die Zeit Herzog Christophs, die Zeit Herzog Ludwigs
und die seines Nachfolgers, Herzog Friedrichs I. Feste reihten sich an Feste, welchen erst
der Ausbruch des 30jährigen Krieges ein Ende machte. Nicht blos am Hofe, sondern auch
unter den Bürgern Stuttgarts herrschte viele Munterkeit und es fehlte nicht an Festen und
Vergnügungen; namentlich die Zeit der Fastnacht war eine Zeit allgemeiner Lust, und das
Tanzen gehörte zu den Liehlingsunterhaltungen der Stuttgarter. So einfach das häusliche
Leben war, so wurde doch bei vorkommenden Festlichkeiten grosser Aufwand gemacht, am
meisten bei Hochzeiten und Taufen.
Auch an theatralischen Aufführungen hatte sich lange vor der Zeit, da der Hof sie