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flandrischer Renaissance und damit ein Baustil zur Anwendung gebracht, welcher für
Bremen charakteristisch ist. Ob der Autor in der strengen Wiedergabe historischer
Stilformen bei einem modernen Geschäftshause der Liebhaberei für Altertum nicht
vielleicht zu grosse Konzessionen gemacht hat, soll dahingestellt bleiben, jedenfalls
muss ihm das Lob echt künstlerischer Auffassung der Aufgabe gezollt werden.
Entwurf „So//“
Alle aus der Unregelmäfsigkeit der Baustelle sich ergebenden Schwierigkeiten
werden durch die ebenso einfache wie regelmäfsige Lösung des Grundrisses scheinbar
spielend gelöst. Dabei ist die Lage der Durchfahrten längs der Südgrenze des Grund-
stücks höchst eigenartig. Dadurch wird zugleich der Waren-Verkehr mit Lasten-
aufzügen und Arbeitertreppen aus der Mitte an die Südseite des Gebäudes verwiesen,
eine Klarheit und Uebersichtlichkeit der Geschäftsräume und eine Erleuchtung der
Verbindungsgänge und Treppen gewonnen, welche von keinem Entwurfe übertroffen
worden sind, — Dadurch, dass der Haupthof für den eigentlichen Warenverkehr
völlig entbehrlich wird, liegt es nahe, an eine Glasüberdachung desselben im Erd-
geschoss und eine Verwertung als zukünftigen Börsensaal zu denken, wodurch die
Läden an der Marktstrasse nicht geopfert zu werden brauchen und ein für den ganzen
Bau höchst charakteristisches und wahrscheinlich praktisch gut verwertbarcs Haupt-
motiv gewonnen würde. — Das dem Grundriss zufallende Lob .kann in gleichem
Mafse nicht auf die Fassaden ausgedehnt‘ werden, welche in beiden Ausbildungen
über das Mafs des Gewöhnlichen nicht hinausgehen.
Entwurf ,, Wullhus“.
Die Grundrissanordnung ist im grossen und ganzen eine gute — die Ausbildung
einzelner Teile jedoch lässt zu wünschen übrig. So liegt die Einfahrt von der Markt-
strasse nicht bequem zur Ausfahrt nach der Balgebrückstrasse und ebenso würde der
Grundriss an Einfachheit und Uebersichtlichkeit wesentlich gewonnen haben, wenn
der westliche Flügel am Hof nicht schräg, sondern senkrecht zum Flügel an der
Wachtstrasse geführt worden wäre.
Die Zugänge zum Gebäude, die Treppen, die Aufzüge sind in genügender
Zahl und dem Programme entsprechend vorgesehen nnd auch für den Verkehr in den
einzelnen Geschossen und für die Zugänglichkeit der einzelnen Räume ist in an-
erkennenswerter Weise gesorgt, obgleich nur in den Geschossen an der Wachtstrasse
ein durchgehender Korridor angeordnet ist.
Die Aussenarchitektur entspricht dem Zweck des Gebäudes. Sie ist gross
gedacht und in markiger Weise durchgeführt, Nicht günstig und der Oertlichkeit
nicht ganz entsprechend wirkt die dem Markte zugekehrte einspringende Ecke. Un-
geachtet des malerischen Reizes dieser Anlage bietet sie doch keinen Ersatz für eine
dem Besucher entgegentretende mehr geschlossene Masse, welche der vom Markt Her-
kommende gerade an dieser Stelle vermissen würde.
Entwurf „Baumwolle I“,
Der Entwurf zeigt eine klare, übersichtliche Grundrissanordnung. Die Durch-
fahrt von der Markt- nach der Balgebrückstrasse ist bequem und der vollständig um-
baute Hof ist infolge der geringen Gebäudetiefen gross und geräumig.
Der äussere Aufbau ist ein ganz stattlicher, wenn auch die einspringende
vordere Ecke zu beanstanden ist.
Entwurf „Az collon‘.
Der Entwurf ist ein guter Vertreter jener Entwürfe, welche einen vollständig
umbauten, den Grundstückgrenzen folgenden Hof zeigen.
Die Grundrissanlage ist klar und übersichtlich. Die Lage des Börsensaals ist
zu beanstanden, weil Später bei Ausführung des Saales drei der Läden an der Wacht-
Strasse geopfert werden würden.
Bauausführung.
Der mit dem 1. Preis gekrönte Entwurf des Herrn TG. Poppe in Bremen
gelangt zur Ausführung, die dem Verfasser übertragen wird. Der Entwurf selbst. er-
fährt insofern eine Veränderung, als die nordwestliche Front durch weiteren Zukauf
um 20 m verlängert wird, wodurch die Verhältnisse des Gebäudes wie der Höhe
grösser werden.