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Für die vom Preisgericht als die bestanerkannten Arbeiten werden an Preisen ausgesetzt:
Ein I. Preis von 7500.M.
” II. ” ” 5000 ,,
” IT. ” » 3000 ,
Es bleibt dem einstimmigen Beschluss der Preisrichter vorbehalten, die Summe der ausgesetzten
Preise auf andere Weise zu verteilen.
Ausserdem gelangen auf Empfehlung der Preisrichter 3 Entwürfe zu je 1000 M. zum Ankauf.
Die preisgekrönten und angekauften Entwürfe gehen in das unbeschränkte Eigentum des Herrn
/. A. Wülßfng-Berlin über. Das Recht der Veröffentlichung bleibt den Verfassern.
Herr Wülßing hat die Absicht, dem Verfasser eines der preisgekrönten Entwürfe die künstlerische
Leitung zu übertragen, behält sich jedoch die freie Entschliessung vor.
Das Urteil der Preisrichter ist durch ein schriftliches. Gutachten zu begründen, in welchem die
allgemeinen Gesichtspunkte zu erörtern und die in die engere Wahl gelangten Entwürfe eingehend zu
besprechen sind. Das Gutachten ist bei der Ausstellung auszulegen und abschriftlich allen Teilnehmern
an dem Wettbewerb zuzusenden.
Berlin, im Februar 1908. Ar Wülfing.
Gutachten des Preisgerichts.”)
Rechtzeitig waren eingegangen 30 Entwürfe. Dieselben wurden in bezug auf die Erfüllung der
Programmbestimmungen und der baupolizeilichen Vorschriften von einem Baubeamten vorgeprüft,
Am Morgen des 5. Juni trat das Preisgericht in die Beratungen ein und schloss sie am 6. Juni ab.
Die Stelle des am Erscheinen verhinderten Professor Dr. Gabriel von Seidl hatte Geheimer Baurat Otf7o
March eingenommen. Nach einer gemeinsamen Prüfung der Entwürfe schieden die Preisrichter zunächst
die Entwürfe aus, welche, sei dies bei der Anlage der Grundrisse oder bei der äusseren und inneren
Gestaltung der Gebäude, den an die Lösung der Aufgabe zu stellenden Ansprüchen am wenigsten genügten.
Dies waren die Entwürfe mit den Kennworten: „Ein Zwanzigjähriger“, „B.D. A“, „Mai 17908“, „Licht,
Zuft nebst Rentabilität“, „Frühling IT“, „14 Kaufhäuser in Wort und Büd“, „Maikäfer“, „Offen“, „Rente“,
„Wichelhaus“, „„Strassenbild“, „Viel Glück“, „Rentabilität“, „Spitz und Knopf“, „B“, „Koh-i-noor“, „Lygia“.
Bei einem späteren Rundgang wurden nach eingehender Prüfung weiter ausgeschieden die, Entwürfe
mit den Kennworten: „Ost“, „Nur einmal blüht im Jahr der Mat‘, ‚„ Jubilate“, „Wie alles sich zum Ganzen
ME, 3 DL Marke, TA WS „Letzte Post“, „Frühling. 1“.
Von den noch. zu berücksichtigenden 14 Entwürfen wurden sodann nach eingehender Besprechung
der Einzelheiten 9 Entwürfe ausgewählt, welche bei der Preisausteilung in Betracht. gezogen werden sollten.
Diese 9 Entwürfe tragen die Kennworte: „Zavorit“, „Passage“, „Einheit“, „Vierblättriges Kleeblatt“, „Dat
wir baid wat word’n“, „Rotes Kreuz“, „Wülfing‘“, „o&8“, „Grüner Kreis“,
Sie wurden in den Hauptzügen wie folgt beurteilt:
„Favorit“,
Die Grundrissanordnung sämtlicher vier Baublöcke ist einwandfrei, nur wäre für die grösseren
Wohnungen die Anordnung von Nebentreppen wünschenswert, Das Aeussere zeigt eine gewisse Grösse
bezw. Monumentalität. Leider hat der Verfasser die baupolizeilichen Bestimmungen nicht in allen Punkten
innegehalten; doch würde ihre Berücksichtigung die Gesamtwirkung nicht beeinträchtigen.
„Passage“.
Die Bebauung der 4 Grundstücke zeigt eine geschickte, praktische Lösung der einzelnen Bau-
gruppen. Die Grundrisse zeigen bei guter Verteilung der Lichthöfe klare und übersichtliche Anordnungen,
die den gestellten Forderungen gerecht werden. Die Ladengeschosse sowie die verschiedenen Wohngeschosse
sind durchaus zweckmässig festgelegt. Die Grundrisse zeigen in allen Teilen gute Raumverteilungen, gute
Lichtverhältnisse und praktische Treppenanlagen., Die Fassadenbildungen zeigen gegenüber der vorzüglichen
Grundrissanordnung weniger glückliche Formen. Das Charakteristische der Geschäftshäuser im Strassenbilde
könnte besser in dem äusseren Aufbau zum Ausdruck kommen. Die Wahl und die Formen der Giebel
und Türme in Verbindung mit der Dachwirkung kann nicht als künstlerisch einwandfreie Lösung be-
zeichnet werden.
„Einheit“,
Die verschiedenen Geschosse zeigen eine günstige Raumanordnung. Die Läden, Engros-Geschäfte
und Büroräume sind gut belichtet, leicht zugänglich und bei einem angemessenen Wechsel in ihren Aus-
dehnungen wohl auch leicht vermietbar.
Auch die Wohnungen sind zweckmässig gestaltet; in einem allerdings nur kleinen Teil-derselben
haben die Bäder leider keine unmittelbare Lichtzuführung gefunden.
Die äussere Gestaltung zeigt einen angenehmen, einheitlichen Charakter; ein durch zu grosse
Gleichmässigkeit eintretender öder Eindruck ist nicht zu befürchten. Allerdings erscheint eine zu häufige
Wiederholung der’ pikanten Einzelmotive etwas gewagt. (Fortsetzung auf Seite 36.)
*) Wegen Raummangel konnte hier nur abgedruckt werden, was sich auf die in diesem Heft dargestellten Entwürfe bezieht.
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