Volltext: Bauplatz und Werkstatt / Monats-Zeitschrift der Staatlichen Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1936, Bd. 31. Heft 1/2)

ZEITGEMÄSSE FORDERUNGEN AN DAS SIEDLUNGSWESEN 
Abb.17.PRETTIN. Vollständig 
jeschlossene Stadtkernanlage 
D as Betrachten eines Stadtbildes von oben, also von einem Punkt aus, der 
dem Auge den Blick auf die Dachgestaltungen ermöglicht, dürfte in diesem Teil 
unserer Ausführungen zu dem Interessantesten gehören, zu etwas, von dem 
wir am meisten zu lernen in der Lage sein werden. Gewiß aber auch wohl zum 
Verwirrendsten. Diese Vielgestaltigkeit der Formen, denen jede Regelung zu 
{ehlen scheint, die wohl in ihren Formen und ihrer Materialverwendung den 
Wohlstand oder auch den Notstand einer Zeit erraten, lassen besonders keine 
3Zefriedung unseres ästhetischen Empfindens aufkommen. Dabei stehen wir, wie 
schon bei anderen Anlässen, vor der Erkenntnis, daß es alten oder älteren Dach- 
gestaltungen immer wieder gelingt, auch dem ästhetischen Empfinden gerecht 
zu werden, ja daß man bei manchen von ihnen geradezu von einer Schönheit 
der alten Dächer und ihrer Formen sprechen kann. Und von neuem taucht die 
7rage auf: wie kommt es, daß diese Höhe der Gestaltung sich nicht gehalten 
nat? woher kommen diese verwirrenden Eindrücke, die ein solches Beschauen 
in sich aufzunehmen genötigt ist? Und wiederum möchten wir versuchen, aus 
unserem Erkennen Ordnung in dieses Chaos zu bringen, uns bewußt, daß 
schwindende oder schon geschwundene Instinkte und Fähigkeiten in den meisten 
Z7ällen ersett werden durch Verordnungen und Vorschriften. 
Betrachten wir noch einmal das ursprüngliche, einfache Giebelhaus (Abb. 18), wie 
wir es in besonders schöner Weise auf unseren Marktplätgen antrafen. Seine Stel- 
lung, sein ganzes Wesen konnten wir da erforschen und in der Bedeutung eben 
seines Giebels etwas Bleibendes erkennen, das gerade für die Stellung von Sied- 
lungshäusern recht wichtig werden kann (Abb. 19). Versuchen wir nun einmal, 
ans ein solches Dach als beweglich vorzustellen, so daß wir dasselbe über die 
Siebelseite herziehen, aber z.B. ein Fenster senkrecht stehen lassen, so formt sich 
eine Dachgestaltung, die wir als ein Walmdach (Abb. 20) ansprechen und die 
dazu noch einen Dachausbau erhalten hat. Einen Giebelersatg können wir darin 
arhliceken Das Clesicht des Hauses der Giebel. hat sich unter ein Dach. ein
	        
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